Wachgeküsst!

Zitat: Der E23 – Ende der 90er fast vergessen, heute heißbegehrt!

Startete – dezent veredelt – in sein zweites Leben: BMW 745i

Wir schreiben das Jahr 1995. Der Besitzer eines 7ers verstirbt, die Familie interessiert sich nicht für den Wagen und will einfach nur Platz in der Garage haben. Das unrühmliche Ende der noblen Limousine? Nein, denn jetzt betritt Rudi Detter die Szene, befreit den 7er für einen Spottpreis und haucht der sehr gut erhaltenen Substanz neues Leben ein. Heute steht sein 745i einzigartig gut da.

Natürlich kam Rudi nicht von ungefähr auf dieses Auto. „Das gleiche Modell hab‘ ich von 1988 bis 1991 als Hauptauto gefahren. Damals aber in Gold metallic, mit Automatik und der serienmäßigen Leistung“, erzählt der Mann aus dem bayerischen Raubling. Nachdem er den hier gezeigten 7er ergattert hatte, befreite er ihn zunächst von seinen rostigen, winterbereiften Stahlfelgen. Immer deutlicher wurde in der Folge, dass sich der Vorbesitzer während der bisher gefahrenen 98.000 Kilometer offenbar gut um den BMW gekümmert hatte. So trägt er bis heute seine originale schwarze Lackierung. Unfallschäden oder Schweißarbeiten? Fehlanzeige! Auf dieser guten Basis realisierte Rudi seinen ganz individuellen Traum-Siebener.

Zunächst zerlegte er den Motor komplett und baute ihn mit Neuteilen wieder auf. Eines dieser Neuteile: ein originaler KKK-27-Turbolader, dessen Ladedruck Rudi mittels abgeänderter Steuergeräte auf 1,3 bar anhob. Das Ergebnis ist eine auf 350 PS und 550 Nm gestiegene Motorleistung. Weichen musste das originale Automatikgetriebe zugunsten einer manuellen 5-Gang-Box mit langem Schongang. Die Hinterachse rüstete Rudi mit einer langen Endübersetzung von 2,93:1 und einem 40-prozentigen Sperrdifferenzial aus.

Dreiteilige AC-Schnitzer-Alus mit hohem Kult-Potenzial.
Den Neuaufbau des turbogeladenen Reihensechsers erledigte Rudi – wie alle Umbauten – in der eigenen Werkstatt.

 

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Das originale BBS-Lenkrad ist ein seltenes und begehrtes Zubehörteil, ebenso wie die Alpina-Ladedruckanzeige in der Mittelkonsole.
Die noble Büffellederausstattung hat sich über die Jahrzehnte hervorragend gehalten.

 

 

 

 

 

 

Während letzteres unsichtbar bleibt, fallen die Änderungen am Fahrwerk umso offensichtlicher aus. Rudi legte die Limousine mit einem Lowtec-Gewindefahrwerk tiefer und gönnte ihr 17 Zoll große AC-Schnitzer-Felgen. Konkret handelt es sich um das dreiteilige Modell „Typ 1“. Hinter den Rädern steckt die Bremsanlage eines 730d (E65), die mit Stahlflexbremsleitungen optimiert wurde.

Die Karosserie modifizierte Rudi sehr dezent: weiße Blinkergläser vorne, getönte Rückleuchten und ein Satz Lowtec-Aufkleber – fertig. „Das Auto kann jederzeit wieder in den Originalzustand versetzt werden“, sagt sein Besitzer. „Es wurden keine tiefgreifenden Änderungen vorgenommen. Alle Originalteile sind vorhanden.“ Rudi hat sogar ein komplettes zweites Modell in Teilen auf Lager. „So wird mein Turbo das ewige Leben haben“, schmunzelt der Bayer. Da ist es fast schon selbstverständlich, dass er seinen 7er als reines Liebhaberfahrzeug sieht, das er ausschließlich bei schönem Wetter mit rotem Kennzeichen bewegt.

Drück mich! Ob Klimaanlage, Bordcomputer oder Becker-Radio – überall warten große Tasten auf die Finger der Passagiere …
So eine Check-Control aus den 1980ern wirkt heute irgendwie niedlich …

 

 

 

 

 

 

„Viele Leute können den BMW überhaupt nicht einordnen und sind von den Fahrleistungen so sehr überrascht, dass sie vergessen, den Mund wieder zu schließen“, sagt Rudi zum Abschluss. Wir sind sicher: Unsere Leser erkennen, was hier für ein Prachtexemplar gerettet und mit viel Enthusiasmus „wachgeküsst“ wurde!

Text: Bernd Bartels
Fotos: Frank Schwichtenberg

 

Feature Facts 1985er BMW 745i E23

 

 

 

Motor:
M106-SOHC-12v-Reihensechszylinder mit Turboaufladung, 3.430 ccm, 350 PS, 550 Nm, Bohrung x Hub in mm 86 × 92; Verdichtung 7,0:1, komplett neu aufgebaut, Ladedruck auf 1,3 bar erhöht, Entfall Mittelschalldämpfer, Mattig-Endschalldämpfer

Kraftübertragung:
Umbau auf Fünfgang-Schaltgetriebe mit Schongang, Sachs-Sportkupplung, Hinterradantrieb; Achsübersetzung 2,93:1; Differenzial mit 40 % Sperre

Fahrwerk:
Lowtec-Gewindefahrwerk

Bremse:
Umbau auf 730d-Bremsanlage (E65), Stahlflex-Bremsleitungen

Räder:
AC Schnitzer „Typ 1”, dreiteilig, in 10 x 17” vorne und 11 x 17” hinten

Reifen:
Falken in 235/40 R17 vorne und 265/40 R17 hinten

Karosserie:
unrestaurierter Originalzustand, weiße Blinkergläser vorne, getönte Rückleuchten, Originallack in Schwarz metallic

Innenraum:
originale Leder-Innenausstattung, Vollausstattung inklusive Klimaanlage, Standheizung, Tempomat, Zentralverriegelung mit Fernbedienung, Sitzheizung, Becker-Kassetten-Radio/HiFi-Anlage, elektrische Sitzverstellung in der Mittelarmlehne, elektrische Fensterheber, elektrisches Heckrollo, originales BBS-Lenkrad, originale Alpina-Zusatzinstrumente für Ladedruck und Öltemperatur

 

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