Verdeck-How To: Dach-Ambulanz
Hitze, UV-Strahlung und mechanische Belastungen, ein Cabrioverdeck hat es nicht leicht. Und obwohl BMW-Stoffverdecke durchaus hochwertig sind, altern die Materialien, sodass ein Komplettersatz durch den Profi irgendwann nicht mehr zu vermeiden ist. Möchte man die Investition in ein neues Verdeck ein wenig hinauszögern oder geht es darum, kleine Schäden auszubessern, helfen unsere Tipps zur Cabrio-Erstversorgung.
Scheibenfraktur
Bei älteren Cabrios kommt es oft zu Brüchen in der Folienheckscheibe. Besonders an den Knickstellen reißt das Material gerne ein. Reparaturen an der Heckscheibe sind ein Kompromiss, durch das Ausbessern mit Flüssigvinyl wird das Folienfenster nicht mehr “wie neu”. Schöner als ein Klebestreifen über dem Riss ist diese Lösung aber allemal. Wird die Reparatur sorgfältig durchgeführt, ist die ausgebesserte Stelle so belastbar wie das umgebende Material. Für die Reparatur der Heckscheibe haben wir klares Flüssigvinyl aus der Tube besorgt. Die Reparaturstelle muss gründlich entfettet werden. Den Riss von innen mit einem Klebestreifen verschließen. Jetzt den flüssigen Kunststoff Schicht für Schicht auftragen. Beim Trocknen zieht sich das Material zusammen, sodass man es reichlich auftragen sollte. Für größere Stellen sollte man sich einige Tage Zeit nehmen und immer wieder Material in mehreren Lagen hinzufügen.
Folienfenster-Erblindung
Mit der Zeit wird die Folienheckscheibe der meisten Cabrios trüb. Hauptgrund dafür ist, dass das Material bei geöffnetem Dach im Verdeckkasten an den Kontaktstellen scheuert und dadurch matt wird. Mit einer Kunststoffpolitur kann man der Eintrübung bis zu einem gewissen Grad entgegenwirken. Die Politur sollte mit einem festen Pad oder Applikator aufgetragen und unter leichtem Druck eingearbeitet werden. Anschließend mit einem Mikrofasertuch auspoiieren, jetzt sollte wieder ein besserer Durchblick herrschen.
Dachhaut punktiert
Naturgemäß ist der Verdeckstoff empfindlich gegen mechanische Belastungen. Einerseits entstehen an Scheuerstellen über die Jahre kleine Löcher, andererseits können durch unachtsame Behandlung Risse im Material auftreten. Um dafür zu sorgen, dass das Stoffdach dicht bleibt und sich ein Riss nicht ausbreitet, empfiehlt es sich, auch kleinere Problemstellen zu behandeln. In unserem Fall ist schwarzes Flüssigvinyl das Mittel der Wahl. Zwar ist auch diese Reparaturmethode nicht unsichtbar, aber doch einigermaßen unauffällig und stabil. Das Flüssigvinyl sollte zunächst rundherum in den Rand der Schadstelle eingearbeitet werden, dann kann das Loch zur Mitte hin aufgefüllt werden.
Dichtungsermüdung
Auch beschädigte Dichtungen können mit Flüssigvinyl der passenden Farbe ausgebessert werden. Hier kommt es wiederum darauf an, die Dichtung vorher gründlich zu entfetten. Ein weiteres Problem sind trockene und spröde Dichtungen, die dem Regen nicht mehr standhalten. Hier hilft das Auftragen von Pflegemitteln, damit die Dichtung wieder weich wird und im Idealfall ein wenig quillt. So behandelte Dichtungsgummis sollten wieder ohne Spalt anliegen und kein Wasser eindringen lassen. An kritischen Stellen hat sich ein festeres Produkt wie Hirschtalg gegenüber dünneren Gummipflegemitteln bewährt.
Propylaxe: Reinigen und Imprägnieren
Bei Verdeckstoff handelt es sich um ein Sandwichmaterial, das aus zwei Lagen Baumwollstoff besteht, die mit einer Gummischicht in der Mitte verbunden sind. Mit den Jahren wird das Gummi porös und brüchig, auch hier sind die Knickstellen besonders gefährdet. Um zu vermeiden, dass Wasser in die möglicherweise beschädigten unteren Lagen des Verdeckstoffs einsickert, kann man die äußere Schicht Imprägnieren. Zunächst sollte man das Verdeck mit einem entsprechenden Reiniger und einer weichen Bürste bearbeiten, anschließend gründlich abtrocknen lassen. Dann die Imprägnierung nach Anleitung in Wasser lösen und mit einem Schwamm gleichmäßig auftragen. Hier haben wir auf ein Mittel aus dem Marinebereich zurückgegriffen, denn ein salzwasserfestes Produkt sollte mit einem gelegentlichen Sommerregen locker zurechtkommen.
Text & Fotos: Frank Mundus