Coupé: Kompakt. Auftritt: Oberklasse!
Speziell in Oldtimer-Kreisen ist die Schweiz bekannt für top erhaltene und unverbastelte Klassiker. Umbauten sind indes sehr wohl gestattet, nur müssen sie den enormen Ansprüchen der Motorfahrzeugkontrolle (MFK) standhalten. Kein Problem für Marios makellosen M2.
„Schon früh haben mich Autos fasziniert. Als dann die ‚The Fast and The Furious‘-Filme erschienen, fing bei mir die Tuning-Begeisterung an. Kaum hatte ich mit 18 meinen Führerschein, legte ich direkt los“, schildert Mario aus dem Kanton Bern seinen automobilen Werdegang. „Nach etlichen Wagen verschiedener Hersteller verzauberte mich der M2 F87: erstmals war ein neuer M preislich in Reichweite. Nach der Probefahrt bot ich direkt online meinen BMW 220d an – Performance, Klang und alles andere hatten mich komplett überzeugt.“ Zwei Monate später war der 220D weg und der M2 da. Noch nicht einmal gefahren, hatte der 27-Jährige schon ein Bilstein-„B16“-Gewindefahrwerk und die schwarzen M-Performance-Nieren verbaut.
Weiß und schlicht gefiel ihm der M2 bestens, doch nachdem er ein, zwei andere mit Sport-Frontspoilerlippen gesehen hatte, machte er sich auf die Suche nach legalen Umbauteilen. Knifflig, hatte doch zum damaligen Zeitpunkt noch niemand für das Auto Gutachten erstellt. Nach längerer Recherche bekam die noch heute montierte Lightweight-Lippe den Zuschlag, direkt gefolgt vom BMW-Performance-Lenkrad mit Race-Display. Akustisch ginge auch noch was, befand der Ostermundiger – also gab es eine HJS-Downpipe, die den Motor entlastete und zugleich Sound und Drehmoment optimierte.
Spoileralarm! 2016er BMW M2 F87
„Zufrieden mit dem Sound, gelüstete es mich nach ein wenig Farbe. Nach langem Überlegen entschied ich mich für Gelb, da ich schon immer ein gelbes Auto haben wollte. Nach drei Tagen und Nächten hatte eine als Werbetechnik-Foliererin tätige Kollegin das Werk vollbracht. An dieser Stelle nochmals ein riesiges Dankeschön, Manuela! Noch nie habe ich eine so perfekte Folierung gesehen – mit Türeinstiegen und allen Details!“ Dazu wären doch schwarze Karbon-Akzente chic, sodass rasch der BMW-Performance-Heckdiffusor und die Seitenwings geordert wurden. Fertig? Von wegen, im Januar 2018 vor einem Jahr kam der Wunsch nach einem Heckspoiler auf. Natürlich gab es keinen, der in der helvetischen Konföderation ohne weiteres abnahmefähig war.
Nach einem Monat fragte Mario bei J-Spec Performance an, die bereits seinem Evo7 zu einem APR-Heckspoiler verholfen hatten. „Grundsätzlich ja, lautete die Antwort, es müsste aber ein Gutachten erstellt werden. Dafür bräuchten sie mein Auto drei Wochen bei sich im Tessin… Endlich kam dann der erlösende Bescheid, ich könne den M2 holen, und das Gutachten bekäme ich zugestellt. Mit breitestem Grinsen holte ich meinen BMW heim. Neu und als einziger hatte ich den APR ‚GTC 3D‘ drauf – samt extra für die Schweiz zugelassener Stützen!“
Es kam, wie es kommen musste: Nach zwei Wochen Spaß wirkte dem Drucktechnologen das Auto etwas „nackt” und der Spoiler zu wuchtig für das Heck. Also bat er seine Foliererin, ein Design anzufertigen, um den Heckspoiler stimmiger zu integrieren. Schnell stand ein Look fest, und sie machte sich wieder an die Arbeit.
Aerodynamischer Feinschliff
„Soooo, jetzt passt es… aber warte mal… der Diffusor geht ja komplett unter bei dem wuchtigen Heck! Also erneut ins Netz, Teile suchen! Dabei stieß ich auf MDS Tuning, die ein Gutachten für einen MTC-Diffusor und auch für AC-Schnitzer-Flaps anboten, und so gab ich dort meine entsprechende Bestellung auf. Mittlerweile schon gefühlte 100 Mal beim Straßenverkehrsamt vorgefahren zum Eintragen der Teile, machte ich mich halt nochmals auf. Mit einem Ordner voller Gutachten und witzigen Gesprächen auf der MFK kam ich wieder durch, und somit war alles legal.“ An den Naben hatte sich bisher nichts getan, dort residierte noch das originale Leichtmetall.
Das war ja kein Zustand, ein Upgrade zur Abrundung des Gesamtkonzepts unabdingbar. Etliche Herstellerprospekte wurden gewälzt, doch keine Entscheidung gefällt. Schlussendlich fiel die Wahl auf BMW-Performance-Räder, die nicht nur eintragungsfrei waren, sondern auch ganz den Geschmack des BMW-Fans trafen. Zunächst sorgte der Preis für lange Gesichter: Für einen neuen Satz wurden nahezu 7.000 CHF aufgerufen. Also besorgte Mario sie sich als Occasion für ein wenig mehr als die Hälfte.
„Jetzt war optisch alles fast perfekt, doch irgendetwas fehlte mir: Der Klang stimmte nicht recht mit der aggressiven Optik überein. Um dies abzustellen, kaufte ich noch eine Remus-Abgasanlage. Als ich das Auto nach deren Einbau erstmals startete, hat es mich umgehauen. Der Sound ist nun total brachial, nicht mehr zu vergleichen mit der Serie. Für den alltäglichen Gebrauch wäre es zugegebenermaßen zu laut, und der markant dröhnende Kaltstart ist quasi so, als würde alles gleich einstürzen. Zum Glück ist das aber nur Kaltstart, bei Fahren ist der Lautstärkepegel auszuhalten.“
Ein Ende in Sicht. Oder doch nicht?
Weitere Änderungen hat Mario nicht vorgenommen; somit sieht das Coupé auch heute so aus wie abgebildet. Pläne gibt es aber durchaus: Eine Karbon-Motorhaube mit Lufteinlässen wäre eine Option. Und der Innenraum ließe sich durch zwei Recaro „Pole Position“ und einen Käfig aufwerten.
Wer diesbezüglich auf dem Laufenden bleiben will, folgt Marios Insta-Account „Minion_M2“ oder dem Kanal des freien Fotografen „M. Kopp Photography“. Zu den nächsten Projekten gehört der Aufbau eines E36 für Drifteinsätze. Auch hierbei kann er sich einiger Hilfe gewiss sein – an dieser Stelle noch einmal tausend Dank an MDS Tuning, J-Spec Performance, FM Autozubehör, an den Autoclub Team Navi und besonders an Manuela S. für die Folierung!
Text: Arild Eichbaum
Fotos: Frank Schwichtenberg
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