1992er BMW E30 320i Cabrio

GLANZSTÜCK

Eine Chrom-Carbon-Kur
Seit jeher begeistern Paul und sein Bruder Peter sich für alte Autos, insbesondere für den BMW E30. Das weiße Cabrio begann vor rund 16 Jahren indes ihr guter Freund Dimi.

Das damals noch schwarze 320i Softtop mit 129 PS brauchte einiges an Liebe, weshalb Dimi den Neuerwerb bis auf die nackte Karosse zerlegte. Das rostzerfressene Blechkleid brachte er auf Vordermann und beschloss dabei, den 3er komplett auf Weiß umzulackieren. Da Dimi mit dem Zwoliter unzufrieden war, besorgte er als Spender einen E30 325i Touring mit Heckschaden. Er zerlegte das künftige Triebwerk bis auf die letzte Schraube und überholte es mit einem Motorenbauer nach allen Regeln der Kunst. Für eine sauberere Optik entfernte Dimi an der Ansaugbrücke die Stütze zum Ventildeckel, schliff die Gussnaht weg, polierte die Ansaugbrücke und ließ sie – wie auch den Ventildeckel, die Lichtmaschine sowie den Bremskraftverstärker – verkupfern und verchromen. Am ABS-Block war Chrom tabu, da wurde er von Hand hochglanzpoliert. Das Lenkgetriebe wurde erneuert, die Achsen und alle Achsteile sowie die Kardanwelle erhielten zunächst eine Kathodentauchlack- und anschließend eine Pulverbeschichtung. Parallel bezog der Sattler die Sitze, das Raid-Lenkrad und den Prallschutz neu, die Verdeckkastenklappe bekam sogar Bentley-Leder.

„Eines Tages stand ich mit Peter bei Dimi in der Garage. Der erwog, sein Projekt aufzugeben, da er mit dem Zusammenbau ohne Hebebühne nur bedingt vorankam. Also nahm ich ihm die Entscheidung ab und rief ohne Vorankündigung meinen Freund Daniel an, ob er mir am Folgetag ein Auto aus Iserlohn nach Kamen trailern könne. So kamen wir zu dem Cabrio“, schildert Paul. Die Front war zerlegt, der Motor drin, lief halb verkabelt aber nicht; die Auspuffanlage war nicht drunter, die Bremsen funktionierten mangels Leitungen nicht. Das Verdeck und die gesamte Frontbeleuchtung fehlten. Zunächst brachten die Brüder mit Dimis Hilfe den R6 zum Laufen, was den nötigen Schwung für alles weitere gab. „Da Dimi bereits begonnen hatte, den Motorraum zu cleanen, haben wir sein Werk natürlich fortgeführt. Alle Kabel, die versteckt werden konnten, wanderten in den Längsträger. Der Kühlmittelausgleichsbehälter wich einem Kühler mit integriertem Ausgleichsbehälter eines E36 318i. Der reguläre Wischwasserbehälter musste verschwinden, stattdessen verbauten wir einen weitaus kleineren Behälter hinter der Stoßstange.“

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Eine verstellbare Domstrebe, die die Brüder weiß pulverbeschichten ließen, gab den Auftakt für weitere Stilübungen, fährt Paul fort: „Sämtliche sichtbaren Schrauben sowie die Motorhaubenführungen haben wir geschliffen, poliert und verchromen lassen. Da Dimi bereits angefangen hatte, dazu kontrastierend diverse Teile mit Carbon laminieren zu lassen, machten wir auch damit an beispielsweise Frontlippe, Motorhaubendämpfer, Luftfilterkasten, Kühlerhalter sowie Sicherungskasten-, ABS-Block-, Scheinwerfer- und Kabelabdeckungen weiter. An der Stelle möchten wir uns bei Michael Koordt, dem Inhaber von K-Tech in Hagen, herzlichst für seine Mega-Arbeiten bedanken. Der Kerl hat es echt drauf! Als Alternative zu den anvisierten, aber kostspieligen Hella-„Black“-Scheinwerfern empfahl uns Martin-Julian Konieczek, Inhaber der Caldener Firma Lichter-Profi, schwarze Scheinwerfer und Nebler von Depo. Lichter-Profi lieferte uns aber auch schwarze Blinkergläser wie auch schwarze Rückleuchten. Für das neue Verdeck sind wir zur Sattlerei Rasmus Blume in Bönen gegangen, der eine tolle Arbeit zu einem wirklich fairen Preis geliefert hat. Auch euch beiden vielen Dank!“

Anfangs stand der E30 auf einem AP-Fahrwerk und RH-„ZW3“-Alus in 8,5 x 17 und 9 x 17 mit 205/40er und 215/35er Gummis. „Das sah nicht schlecht aus, doch wünschten wir ein Gewindefahrwerk. Da wir Vertriebspartner für MTS-Technik sind, war natürlich klar, wo wir uns umsahen – zumal dieser Hersteller als einer der ganz wenigen Anbieter Gewindefahrwerke inklusive Camber Plates fürs E30 Cabrio samt Gutachten liefert. Wir bedanken uns bei Markus Sitowski von MTS-Technik für seine Mega-Unterstützung dabei.“ Nach Montage des Edelstahl-Fahrwerks passten die vorderen RH „ZW3“ nicht mehr. Die Räder stießen an die tiefersitzenden Federn des Gewindefahrwerks und waren so nicht mehr zu drehen. Da sowieso Adaptersysteme zum Einsatz kommen sollten, setzte Paul einfach auf dickere Adapterplatten, um die Räder weiter nach außen bringen. „Dass wir gleich 40-mm-Platten pro Seite verwenden mussten, hat uns jedoch kalt erwischt. Denn da tat sich ein Problem auf – wo bekommt man heute noch 40er RH-Adapterplatten mit der Anbindung 4 x 100 auf 4 x 100?“

Weit mehr als nur ein paar Teile getauscht: In den E30 flossen 16 Jahre Arbeit.

RH Alurad und ein Vertriebspartner hatten diese nicht mehr im Programm, doch zufällig kamen die Kamener auf die SCC Fahrzeugtechnik GmbH. Die stellte zwei Exemplare her, sogar mit Festigkeitsgutachten und Unbedenklichkeitsbescheinigung. Fahrwerk drin, Räder dran – und es gefiel dem Duo nicht. „Weil die vorderen Räder weiter nach außen gerückt waren, sahen die hinteren irgendwie verloren aus. Was tun? Breiteres Leichtmetall musste her, so haben wir uns für 10 x 17 mit 245/35er Reifen auf der Hinterachse entschieden. Das Paar haben wir komplett überarbeitet, die Felgensterne pulverbeschichtet, die Außenbetten hochglanzpoliert und mit neuen Schrauben versehen – sie mussten schließlich genauso aussehen wie ihre vorderen Pendants.“

Schwarzlicht: Blinker und Nebelscheinwerfer kommen stilsicher abgedunkelt.

Inzwischen ist alles eingetragen, und der E30 hat frischen TÜV. Kein Thema bei seinem quasi neuwertigen Zustand, da alle Teile entweder neu oder komplett überholt sind. Ob Lager, Schrauben, Muttern, Unterlegscheiben, Klammern, Schläuche oder Leitungen – es wurde tatsächlich alles an dem Wagen erneuert. Alle Stecker tauschten die Brüder entweder aus oder zerlegten und reinigten sie bis in die letzte Ecke; der Kabelbaum wurde freilich angepasst und neu gewickelt. Geht da noch mehr? Na klar! „Selbst der Tank ist neu – da wir einen schwarzen Tank einfach hässlich fanden, ist der in unserem Cabrio weiß pulverbeschichtet. Als Belohnung für all die Kosten und Mühen durften wir unser Schmuckstück im Juli dieses Jahres bei den PS Days in Hannover ausstellten. Die Reaktionen waren durchweg positiv! Viele der Besucher sind an dem mit geöffneter Motorhaube ausgestellten BMW stehengeblieben, machten Fotos und stellten Fragen zu den Arbeiten und Veränderungen. Die Leute waren sichtlich beeindruckt, aber nicht nur die Besucher. So fragten die Veranstalter an, ob es eine Option wäre, den 3er im nächsten Jahr auf der Tuning World Bodensee zu präsentieren.“ Wer ihn also verpasst hat…

Text: Arild Eichbaum
Fotos: Frank Schwichtenberg

Feature Facts: 1992er BMW E30 320i Cabrio

Motor: R6 B20M25, 2494 ccm, Saugrohr-Einspritzung; Ansaugbrücke, Ventildeckel, Lichtmaschine und Bremskraftverstärker verchromt; E36-318i-Kühler, 170 PS bei 5800 U/min, 222 Nm bei 4300 U/min, TA-Technix-Auspuff

Kraftübertragung: Fünfgang-Schaltgetriebe, Hinterradantrieb

Fahrwerk: MTS-Technik-Edelstahl-Gewindefahrwerk, vorn 40-mm-Adapterplatten; Achsen, Achsteile und Kardanwelle pulverbeschichtet

Räder: RH „ZW3“ in 8,5 x 17 vorn und 10 x 17 hinten, Felgensterne pulverbeschichtet, Außenbetten hochglanzpoliert

Reifen: Hankook „Ventus V12 evo2“ in 205/40 R17 vorn und 245/35 R17 hinten

Karosserie: Reinweiß, Motorraum gecleant, Batterie im Kofferraum, Wischwasserbehälter hinter Stoßstange, E30-M3-Kabelabdeckungen an Stirnwand, Domstrebe, Depo-Scheinwerfer und -Nebler, elektrische statt hydraulische Leuchtweitenregulierung, schwarze Blinkergläser und Rückleuchten; Frontlippe, Heckblende, Motorhaubendämpfer, Werkzeug- und Luftfilterkasten, Kühlerhalter, Sicherungskasten-, ABS-Block-, Scheinwerfer- und Kabelabdeckungen in Carbon laminiert; sichtbare Schrauben und Motorhaubenführungen verchromt, Tank weiß pulverbeschichtet

Interieur: Sitze und Raid-Lenkrad in Echtleder und Alcantara, Verdeckkastenklappe in Bentley-Leder, Pioneer-Radio

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