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Carbon-Leid: Erst die dritte Haube bot annehmbare Spaltmaße.

V10-M5 im Edel-Sportdress

Der M5 E60 war nicht der erste Pkw mit V10, wohl aber die erste Limousine mit dieser besonderen Zylinder-Konfiguration. Doch selbst so etwas Gutes kann noch besser werden. Remo machte sein Exemplar zu etwas ganz Besonderem.

Understatement ist relativ: Ein riesiger Heckflügel käme aufdringlicher als der Carbon-Heckdeckel.

Bevor doppelt aufgeladene V8 die Motorräume der 5er- und 6er-Topmodelle übernahmen, setzte BMW dem klassischen Sauger ein Denkmal. Jener S85B50 war ein Ausrufezeichen der Motorenbaukunst: Die Nennleistung von 507 PS lag bei schwindelerregenden 7.750 Umdrehungen an, der rote Bereich bei weit über 8.000, zudem erfüllte das Ausnahmetriebwerk mit 100 PS pro Liter Hubraum den Gardewert straßenzugelassener Saugmotoren. 20.548 Kunden – inklusive der 1.025 M5 Touring-Käufer – griffen zu, Remo war einer von ihnen: „Ich habe seit über 30 Jahre die blau-weiße Brille auf und mir 2006 ergänzend zu meinem M3 GT einen M5 als Neuwagen zugelegt. Mit dem hatte ich drei Jahre Spaß, dann musste ich ihn wegen ausufernden Ölkonsums leider abgeben. Doch ich konnte einfach nicht vergessen, wie unglaublich der V10 trotz seiner Schwächen war. Im sechsten Gang 300 km/h, und im siebten ging es direkt weiter!“

2016 wuchsen dem Solinger die Entzugserscheinungen über den Kopf, also Abhilfe mit einem weiteren M5 E60. Nach längerer Suche fand der Unternehmer einen in Remscheid und hätte ihn fast wegen der Innenausstattung stehenlassen. Doch die Göttergattin behielt das letzte Wort, der Göttergatte fügte sich und kaufte. Womöglich handelt es sich beim 01/2005 angemeldeten Neuerwerb um ein Vorserienfahrzeug, das statt mit auf 305 km/h limitiertem Driver‘s Package komplett offen war und dies mit einem Gutachten der M GmbH bezeugte. „Dann fing das Umbauen an, die breitesten ohne Verbreiterung fahrbaren Räder mussten her. So bin ich halt: Alles oder gar nichts! Ich entschied mich für dreiteilige Schmidt ‚FS-Line‘ mit goldenem Stern, vorn sind es 10 x 20 und hinten 11,5 x 20 mit 255er respektive 295er Contis. An dieser Stelle möchte ich GT Automotive aus Euskirchen für die umstandslose Radeintragung und HU Reifen für die Pneus danken!“ Tiefer und knackiger sollte der M5 zudem liegen, also verbaute Remo das geniale KW-„V3“-Gewindefahrwerk und legte das werksseitige EDC Fahrwerk still. Fertig? Falsch!

Carbon-Overkill und ein hochtouriges Ausnahmetriebwerk: V10 vom Feinsten.
Die roten Hutzen sind Bestandteil des Eventuri-Ansaugkits.
Schmiedmann aus Flensburg lieferte den Diffusor, die Endrohre tragen passend dazu eigens in Österreich angefertigte Carbonhülsen.
Gold und Silber lieb ich sehr! Dagobert Duck wäre von den dreiteiligen Schmidt-Alus begeistert.

 

 

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Nach der Pflicht kommt bekanntlich die Kür, und die gedachte Remo mit reichlich Carbon zu absolvieren. Schmiedmann lieferte Motor- und Kofferraumhaube, Diffusor, Spoilerlippe sowie M2-Seitenflaps aus dem Wunderwerkstoff. „Selbstverständlich alles mit TÜV. Das Exterieur ist schließlich sehr auffällig, das sieht sich auch die Polizei gern an. Den Motorraum veredelte ich mit einer Carboprojekt-Airbox und Eventuri-Ansaugsystem. Allerlei weitere Teile ließ ich in Carbon laminieren, ebenso zig Oberflächen im Fahrgastraum. Spitzenarbeit von Paul van Houten – besten Dank!“ Alles spitze, nur dass das Silverstone-Merino-Interieur gegen diese Pracht abstank: Das hellgraue Leder war statt porentief rein mancherorts bis in die letzte Pore verdreckt und nicht gewillt, sich von den einmassierten Fremdstoffen zu trennen.

Keine Grauzonen: Strenges Schwarz-Weiß-Denken im M5.
Die laminierte Sitzverkleidung setzt markante Akzente.
Nur im M5 hatte das SMG sieben Gänge, in den übrigen E60 kam es mit sechs.

 

 

 

 

 

 

Abhilfe schuf die Kölner Autosattlerei Armin, die zunächst den unteren Bereich der Türverkleidungen in helles Leder und den oberen in schwarzes Alcantara hüllten. „Jetzt passten das graue Armaturenbrett, Himmel, Hutablage und Säulen optisch nicht mehr, also wurden sie ebenfalls gemäß meines Schwarz-Weiß-Konzepts bezogen. Und natürlich die Sitze! Kieselgraues Nappaleder von Porsche musste es sein, und weil nun der graue BMW-Teppich störte, zog ein Neuer aus schwarzem Porsche-Material rein. Laut Sattler ist es das leichteste im Pkw-Segment verfügbare. Danach schickte ich den guten Mann in den Kofferraum zur Verkleidung desselben, doch wenn er mich auch dafür verfluchte, hat er dort ebenfalls ein Meisterstück abgeliefert! Vielen Dank dafür, genau wie an BK Automobile für den stets tollen Service! Da der vierjährige Umbau teurer wurde als ursprünglich gedacht, will ich auch mal an mich denken und mir die Freude am Fahren mit einer Leistungssteigerung per Software, Sportkats und Fächerkrümmern versüßen.“

Text: Arild Eichbaum
Fotos: Frank Schwichtenberg

Insta: bon_carbon_mpower

Carbon und Alcantara lockern auf und beugen einem schwarzen Loch vor.

Feature Facts: 2005er BMW E60 M5

Motor: V10 S85B50, 4999 ccm³, Carboprojekt-Airbox, Eventuri-Ansauganlage, Carbon-Ventildeckel, 507 PS bei 7.750 U/min, 520 Nm bei 6.100 U/min, Originalauspuff mit Carbon-Endrohrhülsen

Kraftübertragung: Siebengang-SMG, Hinterradantrieb

Fahrwerk: KW-„V3“-Gewindefahrwerk

Räder: dreiteilige Schmidt „FS-Line“, vorn 10 x 2 und hinten 11,5 x 20; Digitec Lug Nuts

Reifen: Continental „SportContact 7“, vorn 255/30 R20 und hinten 295/25 R20

Karosserie: Schmiedmann-Motor- und -Kofferraumhaube, Diffusor, Spoilerlippe und M2-Seitenflaps aus Carbon, Carbon-Antennencover; Scheibenwischerarme, Kotflügelgitter, Domstrebe, Domabdeckungen und Innenraumfilterkästen in Carbon laminiert; Seitenblinker getönt, rauchgraue Rückleuchten

Innenraum: Sitzkonsolen und -verkleidungen, Türöffner und -griffe, Armaturenbrett, Mittelkonsole, Handbrems- und Wählhebelgriff, Kofferraum- und Einstiegsleisten, Lenkrad, -säule und -Schaltwippen sowie B-Säule in Carbon laminiert; Ausstattung in Porsche-Leder („Kieselgrau“) und schwarzem Alcantara, Porsche-Teppich, Kofferraum und Armaturenbrett in schwarzem Alcantara

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