Gebrauchtwagen-Ratgeber
1. Grundsätzliches
- Meistens ist es auf lange Sicht günstiger ein besser erhaltenes Auto zu einem höheren Preis zu kaufen, anstatt eine „Baustelle” aufzupäppeln.
- Schon vor der Besichtigung sollte man die Anzeige genau studieren und gegebenenfalls den Verkäufer auf Ungereimtheiten ansprechen.
- Bei der Besichtigung kühlen Kopf bewahren und nicht vor Begeisterung einfach über Mängel hinwegsehen.
- „zweite Meinung” einholen, Kumpel/Kollegen mitnehmen, am besten einen der Ahnung hat.
- Bei teureren Autos Sachverständigen einschalten: classic-analytics.de nennt Euch einen Experten, der eine fachkundige Überprüfung durchführen kann.
- Wenn etwas nicht zusammenpasst, wie z.B. ungepflegtes Auto und sauberer Motorraum: gründlich nachhaken.
2. Heilig‘s Blechle
Rostschäden sind schwer zu beheben, daher sollte man sich zuerst die Karosserie ansehen.
- Vor der Besichtigung über typische Rostherde des Modells informieren.
- Farbunterschiede und schlecht sitzende Blechteile können auf Unfallschäden hindeuten.
- Folgende Bereiche sollte man auf jeden Fall prüfen, am Besten mithilfe einer Hebebühne:
– Schweller | – Radläufe |
– Stoßdämpferdome | – Füße der Karosseriesäulen |
– Achsaufnahmepunkte | – Boden- und Kofferraumbleche |
– Scheibenrahmen | – Bereiche um die Zierleisten |
– Tür und Haubenkanten | – Bereich um den Tankstutzen |
3. Technikcheck
Als nächstes sind Motor, Getriebe und Fahrwerk dran:
- Klappern und Klopfen des Motors können auf Kolbenkipper und Lagerschäden hinweisen.
- Vor der Hörprobe muss der Motor kalt sein. Bei warmem Motor sind Klappergeräusche weniger deutlich.
- Das Öl am Peilstab muss sauber und darf keinesfalls milchig sein, das gleiche gilt beim Blick unter den Öleinfülldeckel.
- Zur Gegenprobe mit der Taschenlampe in den Kühlmittelbehälter leuchten: hier dürfen keine Ölschlieren zu sehen sein. Falls doch, ist wahrscheinlich die Zylinderkopfdichtung beschädigt.
- Während der Probefahrt auf Ölwolken aus dem Auspuff achten, diese können auf Motorverschless oder eine defekte Kurbelgehäuse-Entlüftung hinweisen.
- Auf Ölverlust achten: TÜV-relevant!
- Bei Autos mit Schaltgetriebe auf Geräusche horchen, Gänge dürfen nicht „rausspringen”.
- Zustand der Kupplung prüfen, greift diese erst auf dem letzten Zentimeter, ist der Verschleiß fortgeschritten.
- Automatikgetriebe sollten ohne heftiges Rucken schalten. Prüfen, ob alle Gangstufen eingelegt werden.
- Geradeauslauf testen.
- Prüfen, ob der Wagen beim Bremsen zu einer Seite zieht, wenn möglich Sichtprüfung der Bremsen.
- Reifenprofil und Reifenalter ansehen.
- Poltergeräusche bei Bodenunebenheiten weisen auf ausgeschlagene Fahrwerkskomponenten hin.
- Alle Ausstattungsmerkmale ausprobieren, defekte Extras einkalkulieren, Beschwichtigungen des Verkäufers („Ist nur ‘ne Kleinigkeit”) ignorieren.
4. Papierkram
Letztlich muss auch auf dem Papier alles stimmen, damit später keine unangenehmen Überraschungen folgen:
- Fahrzeug-Identifikationsnummer mit der Fahrzeugbescheinigung abgleichen.
- TÜV Bericht ansehen: auch wenn der Wagen bestanden hat, finden sich darin oft Hinweise auf Bauteile kurz vor der Verschleißgrenze. Nicht vergessen: ohne TÜV keine Kennzeichen!
- Prüfen, ob alle eventuellen Umbauten eingetragen sind und alle ABEs vorliegen.
- Alte Rechnungen und das Serviceheft durchgehen: so lässt sich feststellen, ob der Wagen regelmäßig in einer Fachwerkstatt gewartet wurde. Auch kann man so unter Umständen hartnäckigen Problemen auf die Spur kommen.
- Kilometerstand anhand dieser Unterlagen auf Plausibilität prüfen, außerdem kann ein BMW-Händler bei jüngeren Modellen auch die auf dem Schlüssel hinterlegten Daten komplett auslesen lassen, falls einiges in der Historie beim BMW-Händler durchgeführt wurde!
Text: Frank Mundus
Illustrationen: Krzysztof Kałużny, twitter.com/Kepperus
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