Wie so oft als Einleitung muss auch an dieser Stelle die frühkindliche Prägung herhalten, erweist sie sich doch für den automobilen Werdegang der Eigner der in der BMW SCENE präsentierten Fahrzeuge häufig als entscheidend. Lauschen wir an dieser Stelle den Worten von Manuel, geboren und aufgewachsen im österreichischen Wolfsberg: „Tuning hat in meinem Leben schon immer eine große Rolle gespielt, denn auch mein Vater ist BMW-Fanatiker und tunte seine Autos. Ich wurde also in diese Szene hinein geboren und somit dauerte es nicht lange, dass ich mir nicht Spielzeug oder ähnliches wünschte, sondern Schürzen oder neue Teile für unser Auto.“ Als Manuel noch ein kleiner Bub war, fuhr der Herr Papa einen 525tds der Baureihe E39, der kaum verwunderlich nicht lange serienmäßig blieb. Das letzte Wort hatte bei den Umbaumaßnahmen allerdings der Junior, denn schon damals stöberte der sich auf der Suche nach Rädern und weiteren Teilen durch den Rieger-Katalog und überredete seinen alten Herrn, dieses oder jenes zu kaufen.
„Auch wenn unser Geschmack oft unterschiedlich war, hatten wir immer ziemlich dieselben Vorstellungen vom fertigen Projekt“, erinnert sich der Kärntener. „Ich bin sehr dankbar für diese Zeit, denn mein Vater zeigte mir täglich die Liebe und Zuneigung zu BMW, und ohne dies wäre ich heute vielleicht nicht in diesem Magazin.“ Diese Begeisterung wurde aber nicht allein den Autos aus München zuteil, sondern kam natürlich im Alter von 15 Jahren zum Tragen, als es darum ging, das erste eigene Motorfahrzeug, konkret eine spanische Rieju zu frisieren. Dank seiner Ausbildung zum Anlagenschlosser und Schweißer blieb es dem Zweirad nicht erspart, einige Umbauarbeiten durchleben zu müssen.
„Auch wenn ich nicht Mechaniker gelernt habe, so war mir leistungssteigerndes Tuning sehr wichtig, und ich wollte immer der schnellste mit dem stärksten Moped sein. Dabei haben mich gute Kumpels und Mechaniker zum Glück immer tatkräftig unterstützt. Zur selben Zeit trennte mein Vater sich von seinem E39 und schaffte einen E60 an. Ich sah sofort das Potenzial vom Auto, und ein paar Monate darauf wurde schon der erste Rieger-Bodykit verbaut.“ Räder im Styling M172 mit zehn Doppelspeichen durften natürlich auch nicht fehlen, und an einer Komplettlackierung führte ebenfalls kein Weg vorbei. In diesem Zustand blieb der 5er dann auch bis zu dem Tag, als der Auszubildende seine Lehrabschlussprüfung bestanden hatte.
Mehr Power!
„Als Belohnung fürs Durchhalten der nicht immer angenehmen Lehrjahre hat mir mein Vater damals unseren Schatz überlassen. Für mich ging damit ein Traum in Erfüllung, denn für mich war der E60 schon immer der schönste 5er, der je vom Band lief. Als der Wagen dann mein war, wagte ich mich zuerst an die Leistung und den Einbau eines Gewindefahrwerkes. Das habe ich mittlerweile aber gegen ein Luftfahrwerk getauscht.“ Mehr Leistung, klar, das war ja das Steckenpferd des nunmehr frischgebackenen Gesellen. Um die zu erlangen, verbaute er eine neue Downpipe und nahm eine Software-Anpassung von V.P.T. Engineering vor.
Mit diesen Maßnahmen erstarkte der Dreiliter-Diesel von schon ab Werk nicht ganz schwächlichen 218 PS und 500 Nm auf sehr achtbare 310 PS und prächtige 710 Nm. Das verbesserte die Beschleunigungszeit von 0 auf 100 freilich ganz ungemein, anstatt innerhalb von 7,3 Sekunden ist der Spurt von 0 auf 100 deutlich flotter vollzogen. Aber darum ging es
vordergründig nicht: „Das Fahrerlebnis hat sich sehr gebessert. Durch das satte Drehmoment ist egal, in welchem Gang oder auf welcher Steigung man unterwegs ist. Man steigt ins Gas, und es wird einem sofort das Grinsen ins Gesicht gedrückt. Persönlich finde ich die 218 PS der Serie zu wenig für die Ausmaße und das Gewicht vom 5er.“
Rostfrei. Ehrenwort!
„Als ich mit diesen Umbauarbeiten zufrieden war, wollte ich es dabei belassen. Aber wie es jeder Tuner gut kennt sagte ich mir: ‚Nur die Felgen noch, dann ist wirklich Schluss‘, und das zog sich bis heute.“ Jenen 20-Zöllern aus dem Hause Japan Racing JR21 vom Typ „Deep Concave“ in 8,5 Zoll Breite vorn mit 235/30er Nankang Ultra Sport NS 2 und in 11 Zoll Breite hinten mit 255/30er Gummis folgte noch die Digitaldruck-Folierung in Marmor-Optik. Stein gehört ja im Automobilbau zu den absolut unüblichen Materialien, von den Einlagearbeiten in den Interieurs einiger weniger Luxusautos einmal abgesehen – also Manuel, was hat dich zu diesem Stil bewogen?
„Auf Instagram sah ich ein Bild von einem so gestylten M4 aus Kalifornien. Ich habe mich sofort verliebt und einen Termin beim Folierer vereinbart. In dem sozialen Netzwerk folge ich zwei, drei Personen, deren Wagen wie 1er BMW und Nissan 370Z ein sehr ähnliches, aber nicht exakt das gleiche Design haben. 90 Prozent der Leute – vor allem Kinder – sind erstaunt, beginnen zu lachen oder Bilder zu machen. Da Geschmäcker zum Glück verschieden sind, wird es immer Personen geben, denen es nicht gefällt. Die häufigste Reaktion ist ‚Ich dachte, das sei Rost‘“ Äh, ja.
Des Rieger-Kits inzwischen überdrüssig, spendierte der 22-Jährige dem E60 eine Frontschürze, ein Carbon-Spoilerschwert und Schwellerverkleidungen mit Carbon-Flaps von Kerscher sowie einen Carbon-Splitter von DriftKing. Ferner wurden die hinteren Kotflügel um zwei Zentimeter verbreitert und eine M-Heckschürze mit Carbon-Diffusor montiert. Deutlich kräftigere Kontraste zum hellen Marmor setzten der Carbon-Kofferraumdeckel der Carbon-Dachspoiler, die Carbon- Spiegelkappen sowie das in Carbon-Optik folierte Dach. Sehr eindrucksvoll, wie hier zwei Welten aufeinandertreffen – einerseits ein schweres, natürliches und Jahrtausende altes Gestein – ok, zumindest dessen Look – und ein moderner, von Menschenhand geschaffener Leichtbauwerkstoff. Zur Abrundung des Ganzen tönte der Wolfsberger noch die Scheiben und verbaute verdunkelte Scheinwerfer sowie Heckleuchten.
Glückliches Mitglied der BMW-Familie
Das äußere Kontrastprogramm setzt sich im Interieur fort; zu schwarzem Leder sowie in Mattschwarz lackierter Wählhebelkulisse und iDrive-Kontrollrad gesellen sich diverse in Marmor folierte Zierblenden. Für einen Extraschuss Sportlichkeit gab es noch ein abgeflachtes Lenkrad mit Daumenpads, Lochlederkranz und orangefarbener Ziernaht. „Neben der Arbeit als Linienlogistiker finde ich meinen Ausgleich im BMW Club Graz. Mitglied im Club bin ich seit kna
pp zwei Jahren und finde, es gibt kein besseres Hobby als mit Leuten, die die gleiche Leidenschaft teilen, seine Freizeit zu verbringen. Von Montag bis Freitag arbeiten und am Wochenende Ausfahrten, Museumsbesuche oder nette Grillabende in familiärer Atmosphäre. Der Zusammenhalt und die Bereitschaft, sich gegenseitig zu helfen, sind großartig und ein unbezahlbares Plus, Tuning zum Hobby zu haben“, berichtet Manuel. Da dürfte es ja ein Leichtes werden, sich der nächsten Mission zu widmen, nämlich dem Einbau von Käfig und Schalensitzen. Wer sich von den Fortschritten überzeugen möchte, wird auf Manuels Instagram-Account „Mane_maier“ fündig.