Motorsport – Europa

BMW wird Formel 1 Weltmeister

1983 – vor 40 Jahren – konnte BMW, zusammen mit dem englischen Brabham-Team, die Formel-1-Weltmeisterschaft für sich entscheiden. Nelson Piquet wurde auf dem vom BMW-Turbomotor angetriebenen Brabham BT52B Weltmeister. Es war die erste und einzige F1-Weltmeisterschaft für BMW.

Am 24. April 1980 gab BMW bekannt, dass sich der Konzern als Motorenlieferant in der Formel 1 engagieren würde. Die Bayern stiegen beim britischen Formel-1-Rennstall Brabham ein, der damals Bernie Ecclestone gehörte. Der Brasilianer Nelson Piquet, seit 1979 im Team, war amtierender Weltmeister. Bereits im Oktober 1980 fanden erste Testfahrten des Brabham-Rennwagens, angetrieben von einem BMW-Turboaggregat, in Kyalami, Südafrika statt.

Neben Piquet ging ab 1982 Riccardo Patrese für Brabham an den Start. Direkt zum Saisonauftakt 1982 wurde bei beiden Fahrern der neue Brabham BT50 mit dem BMW-Vierzylinder-Turbomotor eingesetzt. Damit startete Brabham nach Renault, Ferrari und Toleman als viertes Team ins Turbo-Zeitalter, dem die Zukunft in der Formel 1 zu gehören schien.

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Der Turbomotor

Das BMW-Turboaggregat basierte auf dem bekannten 4-Zylinder-M10, der zunächst noch im E21 und später im E30 verbaut war. Die als M12/13 bezeichnete Formel-1-Version besaß anfänglich 580 PS und in der finalen Ausbaustufe sagenhafte 1.400 PS, und das bei einem Hubraum von nur 1,5 Litern. Das Geheimnis war der Turbolader in Verbindung mit einer elektronisch ergänzten mechanischen Kugelfischereinspritzung. Letztere wurde schon im 2002 tii verbaut. Auch das Turbo-Prinzip, in Verbindung mit der mechanischen Einspritzung, erprobte man bereits Anfang der 70er Jahre im BMW 2002 turbo (s. auch BMW SCENE 03/23).

Die Formel-1-Saison 1982

Der BMW-Motor feierte seine F1-Premiere am 23. Januar 1982 im Brabham BT50 beim Saisonauftakt in Kyalami. Piquet stellte den turboangetriebenen Boliden auf die zweite Startposition, Patrese kam auf vier. Im Rennen fiel der Brasilianer zunächst auf den 13. Rang zurück und in der vierten Runde mit Bremsdefekt aus. In Runde 18 wurde Patrese von einem Motorschaden gestoppt.

Dieses erste Rennen beschreibt die Saison 1982 sehr treffend. Leistung und Speed des Motors waren da und überzeugend. Allerdings mangelte es an Zuverlässigkeit – und zwar nicht nur des Motors, sondern auch weiterer Bauteile, wie Bremsen, Auspuff, Kupplung et cetera.

Das Jahr 1982 war von vielen Testkilometern geprägt. Bei den Rennen stellten sich immer wieder Erfolge ein, wie der Doppelsieg beim Großen Preis von Kanada in Montréal oder Piquets zweiter Platz in den Niederlanden. Aber auch viele Rückschläge und Ausfälle oder gar verpasste Qualifikationen ereilten das Team. Immer wieder griff Brabham für einige Rennen auf den bisherigen und sehr zuverlässigen Ford-Cosworth-Motor, ein Saugaggregat, zurück.

Am Ende der Saison erreichten Riccardo Patrese den zehnten und Nelson Piquet den elften Platz in der Fahrerwertung. Weltmeister wurde Keke Rosberg auf Williams, Ford Cosworth.
In der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft belegte Brabham Platz fünf von insgesamt 13 Teams.

Die Formel-1-Saison 1983

Die 34. Formel-1-Saison bestand 1983 aus 15 Rennen. Die Turbo-Technologie setzte sich immer mehr durch, sodass nun auch Williams, McLaren, Lotus, Alfa Romeo und weitere Teams aufgeladene Motoren einsetzten. Zudem stattete BMW das deutsche Team ATS mit Manfred Winkelhock mit dem M12/13 aus.

Mit einem Paukenschlag begann der erste Grand Prix in Brasilien: Nelson Piquet gewann auf dem neuen BT52 seinen Heim-Grand Prix. Er startete von Platz drei hinter Prost (Renault) und Tambay (Ferrari). In der siebten Runde setzte sich Piquet an die Spitze und gewann. Teamkollege Riccardo Patrese kam aufgrund eines gebrochenen Auspuffs nicht ins Ziel.

Auch den Großen Preis von Europa, ausgetragen in Brands Hatch, konnte Piquet vor Prost (Renault) und Mansell (Lotus) gewinnen. Die Turbomotoren hatten sich nun endgültig durchgesetzt.

Im südafrikanischen Kyalami fand der Showdown der Saison 1983 statt. Prost, Piquet und Arnoux (Ferrari) konnten noch Weltmeister werden. Trainingsschnellster war Tambay auf Ferrari, dann kamen die beiden Brabham-Piloten Piquet und Patrese, auf Platz vier Arnoux und auf fünf Alain Prost. Die Tür zur Meisterschaft stand für Nelson Piquet weit offen. Ein vierter Platz würde reichen. Schließlich wurde Piquet Dritter, hinter dem Teamkollegen Patrese und Andrea de Cesaris im Alfa Romeo.

Nelson Piquet war nach 1981 zum zweiten Mal Weltmeister. Der vom BMW-Turbomotor angetriebene Brabham BT52B war das erste Turbofahrzeug, das einen Weltmeister stellte. In der Konstrukteurswertung lag Brabham auf Platz drei, hinter Ferrari und Renault.

Der Brasilianer fuhr 1983 für BMW die bisher einzige Formel-1-Weltmeisterschaft ein.

BMW belieferte Brabham und weitere Teams noch bis 1987 mit Turbomotoren. Als 1988 die Turboaggregate verboten wurden, zog sich der Konzern aus der Formel 1 zurück, um dann 2000 zurückzukehren.

Technische Daten BMW Motor: M12/13

Bauart:
4-Zylinder, Reihe

Einbau:
längs

Hubraum:
1.499 cm³

Turbolader:
1 (Garrett, KKK)

Bohrung/Hub:
89,2 mm/60,0 mm

Ventile:
16, Feder

Verdichtung:
6,7:1

Gewicht:
165 kg

Leistung:
580 – 1.430 PS

Maximaldrehzahl:
9.500/min – 11.500/min

Steuerung:
Stirnradsatz

Konstrukteur:
Paul Rosche

 

Text: Olaf Nattenberg
Fotos: BMW Group Archiv

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