Anjas E21 ist ein „Traumauto“ vom Feinsten
„Wir sind schon ein paar Jahre mit dem BMW-Virus infiziert. Unter anderem haben wir einen von meinem Vater übernommenen E21. Nach einigen Mitfahrten bekannte meine Frau Anja, an einem schönen Ur-3er auch Gefallen zu finden.“ Und Mike zauderte nicht lange: Für seine Herzdame war ein Unikat im Zustand 1 gerade gut genug. Kaum war der E30 der Gemahlin in gute Hände veräußert, ging die Suche los. Als brauchbare Basis empfahl sich der per Zufall gefundene 318, der im Mai 1981 von einem Arzt erstzugelassen und drei Jahre, selbstverständlich im Serienzustand,
bewegt wurde. Am Zweitwohnsitz geparkt, kannte der E21 Winter und Salz nicht. Dann verstarb der Besitzer, und seine Ehefrau ließ den Wagen zur Einlagerung in ihrer Garage vorbereiten. Die dauerte schließlich 33 Jahre, womit kein Zweifel besteht, dass der Tachostand von 30.456 km noch lange vor dem ersten Nullen steht.
Die inzwischen selbst hochbetagte Dame entschied 2017 mit ihrem Sohn, den 3er zu verkaufen. Der ließ ein Gutachten anfertigen, das erwartungsgemäß die Note 1 bescheinigte – immerhin wurde vor dem Verkauf bei BMW die komplette Technik von Standschäden befreit. „Es stand ganz in der Nähe, also schauten wir uns das vielversprechende Auto an, waren begeistert und griffen zu. Längst stand der Plan fest: Da meine Frau angetan vom Alpina-Design ist, entschieden wir uns für ein Tribute Car. Den Einser-Zustand wollten wir natürlich beibehalten“, legt der Langerweher die Idee hinter dem Fahrzeug dar.
So wurde der E21 nach Abholung behutsam zerlegt und bis in die letzte Rille gereinigt, um Neuwagenzustand zu erreichen. Den bis auf Spoiler und Spiegel noch sehr guten Erstlack brachte Mike professionell auf Hochglanz und so in den gewünschten Showroom-Zustand ohne Lackmängel. „Leider war das 318–Typenschild mit Löchern in der Heckklappe befestigt. Diesen Makel akzeptierte ich nicht, entfernte es, ließ die Löcher verzinnen und lackierte die Klappe neu“, schildert der Vertriebsleiter seine Ansprüche ans Projekt.
Kleine Details wie neue Scheinwerfer, verchromte Scheinwerferringe sowie Türgriffe, weiße Blinker, glatte Heckblende und Alpina-Spoiler waren ebenfalls Teil des Umbaus. Irgendwie hatte man im Zuge der Reinigung ja sowieso jedes Teil in der Hand … „Bei der Folierung, die wir bei der Firma Werbestil in Düren in Auftrag gegeben haben, entschieden wir uns für klassisches Alpina-Dekor in Blau auf unserem ,B01 1.8‘. Für mehr Fahrkomfort gönnten wir uns außerdem eine neue Frontscheibe mit Keil.“
Mit wilder Optik hatte es sich aber nicht: Traditionsbewusst bekam der M10 ein klassisches Tuning mit bearbeitetem Kopf, neuer Nockenwelle, Ansaugbrücke und zwei 40er Weber-Doppelvergasern. Die andere Seite des Querstromkopfs zieren nun ein Fächerkrümmer und eine handgearbeitete Edelstahl-Abgasanlage. Welch ein Glück, dass Mike viele der Teile von einem langjährigen Bekannten, Walter Thomas aus Lohmar, beziehen konnte! „Maximale Leistung war bei dem Projekt nicht Hauptziel, eher schöner Klang, etwas mehr Dampf und 100 Prozent saubere Optik,“ erklärt Mike. „Mit den nun anliegenden 150 statt der serienmäßigen 105 PS könnte man es auch mal etwas flotter angehen lassen, doch wir nutzen unsere Oldtimer eher zum gemütlichen Cruisen.“
„Den Einser-Zustand wollten wir beim
Umbau natürlich beibehalten.“
Das schien den Propellerheads aber noch lange kein Grund, nicht eine neue Bilstein-Dämpfer-Feder-Kombination inklusive Stabilisatoren, eine 323i-Scheibenbremsanlage sowie polierte Domstreben vorne und hinten nachzurüsten. Bei den Rädern erhielten neue Maxilite-Alus in 16 Zoll den Zuschlag, genießen aber nur eingeschränktes Bleiberecht: Dreiteilige Alpina-Multispeichen sollen über den Winter einziehen.
Ein originales Alpina-Lenkrad und ein Schaltknauf aus gleichem Hause durften im Tribute Car freilich nicht fehlen; das Cockpit wurde ebenfalls leicht angepasst. Ins Interieur zogen klassische Recaro-Sitze aus dem E21 inklusive hinterer Kopfstützen. Die Bezüge fertigte KM Lederdesign in Verl ganz nach den Wünschen der beiden BMW-Fans in blauem Leder mit farbigen Alpina-Nähten und kleinen Details. Verl wurde nicht zufällig angesteuert: „Klaus Münsterteicher hat schon vor über 20 Jahren unsere beiden ersten E21 beledert. Aber fertig ist man ja nie. Als nächstes gibt‘s neben Kleinigkeiten ein HiFi-Equipment. Jetzt heißt es Spaß haben bei Ausfahrten sowie Treffen und wieder viele nette Benzingespräche führen… wenn Corona denn mal vorbei ist!“
Text: Arild Eichbaum
Fotos: Frank Schwichtenberg
Feature Facts: 1980er 318 E21 Alpina Tribut
Motor: M10B18-SOHC-8v-Reihenvierzylinder, 1.766 ccm, circa 150 PS, Bohrung x Hub in mm: 89 x 71, bearbeiteter Kopf, neue Nockenwelle, zwei 40er Weber-Doppelvergaser, Fächerkrümmer; handgearbeitete Edelstahl-Abgasanlage
Kraftübertragung: Fünfgang-Schaltgetriebe; Hinterradantrieb
Fahrwerk: Bilstein-Dämpfer-Feder-Kombination inklusive Stabilisatoren, polierte Domstreben vorne und hinten
Bremsen: 323i-Scheibenbremsanlage vorne/Trommelbremsen hinten
Räder: Leichtmetallräder Maxilite in 7 x 16”vorne und 8 x 16” hinten
Reifen: Falken „Ziex ZE310“ in 195/55 R16 vorne und 215/55 R16 hinten
Karosserie: Originallack in „Polarissilber“, neue Scheinwerfer und Heckleuchten, verchromte Scheinwerferringe und Türgriffe, weiße Blinker, glatte Heckblende, Alpina-Spoiler, Frontscheibe mit Keil
Innenraum: Recaro-Sitze; Alpina-Lenkrad, -Armaturen und -Schaltknauf
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