Feature / 2002er BMW 530i (Hessen)
Golden Brown
Eigentlich behandelt der Stranglers-Klassiker „Golden Brown“ ein anderes Suchtmittel als den 5er E39 Touring, und eigentlich wollte Thomas ja auch aufhören. Doch glücklicherweise war das Verlangen nach einem weiteren 5er dieser Baureihe stärker, sodass wir Euch hier sein aktuelles Prachtexemplar präsentieren können.
„In Vaters Werkstatt aufgewachsen und das Schrauben von Kindesbeinen an gelernt, hatte ich schon immer Interesse an Autos und Tuning. Mein erstes Auto war ein Golf 1 – noch während ich den Führerschein machte, wurde der VW lackiert, ein wenig tiefergelegt sowie mit neuen Rädern und anständigem HiFi-System versehen. Dann machte ich erstmal die Gegend unsicher. Es folgten noch ein zwei Fremdmarken, bevor ich meine Leidenschaft für BMW entdeckte“, leitet Thomas seinen automobilen Werdegang ein. Als Verkäufer und Technischer Berater bei KAW Fahrwerkstechnik, wo er auch seine Kenntnisse im Fahrwerksbau intensiveren konnte, lernte der Werkzeug-Mechaniker viele Händler kennen, die BMWs umbauten – und so begann das blau-weiße Vergnügen.
Der erste BMW war ein E34, selbstverständlich standesgemäß mittels KAW-Federn näher an den Asphalt gebracht. Danach kamen eine E30 325i Limousine mit M-Technik-II-Paket, eine E36 325i Limousine und eine E34 535i Limousine. „Ich wollte immer einen E39! Diese Form, einfach zeitlos… Aber damals war die Baureihe noch sehr teuer. Irgendwann hatte ich jedenfalls endlich eine E39 Limousine, auch hier zogen sofort ein Fahrwerk und hübsche Alus ein. Aber das war es noch nicht. So schaute mich eine Zeitlang nach etwas Besonderem um, bis ich den richtigen Touring fand. Er war in ‚Orientalblau metallic‘ lackiert, ein 523i Schalter. Nach bekanntem Schema konnte ich hier nicht verfahren, denn ich fand dreiteilige Speedline ‚Corse‘ in 10 x 18 und 11,5 x 18 Zoll, die ich zerlegte und aufbereitete.“
Dank deren extremer Dimensionen galt es, per Flex Platz zu schaffen. Rundum wurden 3-cm-Bleche in die Radläufe geschweißt und anschließend neu lackiert. Mit dem E39 besuchte der Fuldabrücker mehrere Treffen, auf denen der BMW sehr gut ankam. Dann das Unglück: Der einem Reifenplatzer auf der Autobahn folgende Einschlag in eine Betonleitplanke demolierte den Touring so stark, dass er nur noch geschlachtet werden konnte. „Ich hatte die Lust verloren an Autos. Und eine längere gesundheitlich bedingte Pause zwang mich auch dazu, nicht mehr an ihnen zu schrauben. Doch drei Monate später kribbelte es wieder in den Fingern, eine Sucht ist nun mal eine Sucht. Also suchte ich nach einem neuen Projekt – natürlich sollte es wieder ein E39 Touring sein.“
Alles raus, was keine Miete zahlt
„Ein Bekannter hatte einen solchen zum Schlachten, und nach etwas Verhandeln haben wir einen Preis ausgemacht. Ich sah in diesem ‚Haufen‘ Potenzial und holte den Touring mit dem Trailer. Zum Fahren fehlten einfach zu viele Teile, eigentlich das halbe Auto. Keine Scheinwerfer, Rücklichter, Tacho, Verkleidungen, die Räder waren fertig, Fahrwerk hinüber und so weiter…“ Erst erfolgten diverse Lackierarbeiten, „Marrakeschbraun“ war die Farbe der Wahl. Die von einem offenbar sehr großen Hund zerrissene und verlebte schwarze Lederausstattung mit Memorysitzen und wurde komplett durch eine sandbeigefarbene Sport-Lederausstattung inklusive aller Teppiche, Verkleidungen, Armaturenbrett und Dachhimmel ersetzt.
„Jeder riet mir von der sandbeigen Ausstattung ab, sie würde nicht zum Auto passen. Ich hielt aber an meiner Vision fest – ich baue mein Auto so, wie ich es will, und nicht wie es andere haben wollen. Dann besorgte ich die Fehlteile wie Stoßfänger, Fahrwerk, Scheinwerfer, Rücklichter und zahllose Kleinteile. Beim freundlichen BMW-Händler in Kassel begrüßte man mich schon mit den Worten, was ich denn jetzt für meinen Touring bräuchte!“ Beim Zerlegen des E39 fiel dem heute 41-Jährigen auf, dass an gewissen Stellen kein Strom anlag oder nicht weitergeschaltet wurde…
Die komplette Story zu Thomas’ E39 findest du in Ausgabe 03/18 der BMW SCENE live.
Text: Arild Eichbaum
Fotos: Frank Schwichtenberg