Come to where the flavor is!
Am 3er gibt es noch Genuss ohne Reue
Der Duft der großen, weiten Welt und der Motorsport waren lange Zeit allerbeste Freunde. Eine kernige Cowboy-Marke sponserte nicht nur Schumis F1-Ferrari, sondern auch den DTM-E30 von Cor Euser. Doch war es nicht der mäßig erfolgreiche Niederländer, der Kevin die blau-weiße Brille aufgesetzt hatte.
Und schon wieder erklingt in der BMW SCENE das alte Lied der kindlichen Prägung – heute singt Kevin aus Mettmann für uns: „Meine Leidenschaft für alte BMW hat schon im Alter von elf Jahren begonnen, als ich im E30 von meinem Nachbarn mitfahren durfte. Seitdem war es mein Traumwagen. Den Traum erfüllte ich mir 2010 noch im ersten Lehrjahr meiner Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker.“ Alles richtig gemacht! Den 316i in Alpinweiß fuhr der junge Mann ein knappes Jahr, bis die Kopfdichtung aufgab.
Da der Wagen im Standgas nach deren Wechsel unruhig lief und der Anlasser immer mehr Probleme bereitete, besorgte sich Kevin in seiner jugendlichen Unvernunft „etwas Verlässlicheres“ in Form eines Audi A6 B4 2.8 quattro, was sich als großer Fehler herausstellte. „Nach nicht mal einem Jahr mit vielen Arbeitsstunden am Schwungrad, der Kupplung, den Zahnriemen und der ach so tollen Mehrlenker-Vorderachse sowie viel verlorenem Geld war ich vom A6 bedient und wollte schnellstmöglich wieder einen E30 haben. Zum Glück hatte gerade jemand aus meiner Klasse einen zinnoberroten E30 316i zu verkaufen, der noch dazu rostfrei sein sollte. Also nicht lang gefackelt und für 750 Euro zugeschlagen!“
Nach dem Audi in puncto Vorwärtsdrang anderes gewohnt, trieb Kevin sogleich noch einen 325i touring auf, dessen Motor und Achsen er direkt in den Zinnoberroten verpflanzte. Als der TÜV dann alles abgenommen hatte, war der Azubi zu Recht stolz wie Oskar. „Die Leistung von 170 PS war für mich damals weltbewegend. Ich ließ den Wagen in meinem Ausbildungsbetrieb noch frisch lackieren und nutzte den 3er erstmal zwei Jahre als Daily, ohne viel dran zu machen. Als ich dann 2014 die Meisterschule angefangen habe, gab mal wieder der Motor auf…“ Dumm ist nur, wer den gleichen Fehler zweimal macht, also sparte sich der Geselle die Reparatur und verfrachtete den E30 in die elterliche Garage.
Nach einem halben Jahr ersteigerte er durch Zufall auf eBay einen M50B25 eines E36 mit allen Anbauteilen für 150 Euro. Damit konnte der Umbau losgehen und Kevin jedes Mal mit zwei Kabeltrommeln Licht und Strom in die Garage bringen. Kaum war der alte Motor raus, zeigte sich, wie „rostfrei“ der Wagen war. Es galt also zunächst, das Blech am Windlauf hinter dem Sicherungskasten bis in den Radlauf vorne links instandzusetzen. „Als ich dazu den Teppich und das Armaturenbrett entfernt hatte, sah ich noch sechs weitere Löcher im Bodenblech! Das zog die Motivation doch etwas runter – die Meisterschule wollte ja auch noch absolviert werden!“
Nach weiteren zwölf Monaten waren der Motor sowie ein Überrollbügel von Pleie verbaut und alle Schweißarbeiten an der Karosserie erledigt. Also ab auf den Hänger zur Firma Nasy Performance für Feinarbeiten und die Eintragung. Nach der Pflicht kam dann die Kür, berichtet der mittlerweile 29-jährige Kfz-Meister: „Über die Jahre habe ich immer mal was verändert, mit Carbon herumexperimentiert, neue Felgen, ein Deep-Fahrwerk und E36 M3-Sitze verbaut. 2018 kam ich auf die Idee, den Wagen in DTM-Optik folieren zu lassen. Der Marlboro-Look hat einfach prima zum weißen Überrollbügel, zu den weißen O.Z-Alus und zum Zinnoberrot gepasst. Beim Styling und dem anschließenden Aufbringen der Folie hat mir die Firma Ones Design aus Hilden geholfen. Vielen Dank nochmal!“
Nachdem sich die Garage der Eltern als suboptimal erwiesen hatte, teilt sich Kevin seit 2019 mit seinem sehr guten Freund Alex eine Halle zwecks Umsetzung verschiedenster Projekte – wie unter anderem einem Golf 2 VR6 im „Marlboro Gold“-Design, einem E36 328i mit Kompressor, einem E30 V8 sowie ab und zu auch Motorrad-Umbauten. Wer sich über den Fortgang der Arbeiten informieren will, checkt Insta oder YouTube!
Text: Arild Eichbaum
Bilder: Frank Schwichtenberg
Insta: Chefde__
YouTube: Garage 42
Feature Facts: 1988er 316i E30
Motor:
M50B25TU-DOHC-24v-Reihensechszylinder, 2.494 ccm, circa 210 PS; Bohrung x Hub in mm: 84 x 75; Verdichtung 10,5:1, Abstimmung auf 102 Oktan, Drehzahl-Anhebung, 735i-Luftfilterkasten, TA-Technix-Fächerkrümmer, 328i-E36-Katalysator, Supersport-Edelstahl-Endschalldämpfer
Kraftübertragung:
Fünfgang-Getriebe aus 525i E34, 328i-Kardanwelle, 323ti-Differenzial; Achsübersetzung 3,15:1; Z3-Schaltwegverkürzung, Einmassen-Schwungrad
Fahrwerk:
TA-Technix-„Deep”-Gewindefahrwerk; Querlenker-, Tonnen-, Differenzial- und Getriebelager aus PU; H&R-Stabilisatoren, E36-Lenkgetriebe, Wiechers-Domstrebe vorne u. hinten, Dom-Versteifungsplatten hinten
Bremsanlage:
E34-540i-Hauptbremszylinder und -Bremskraftverstärker, rundum Stahlflex-Bremsleitungen; vorne Sättel vom E34 540i und Audi S3-Scheiben, hinten Sättel vom 325i Touring und gelochte Zimmermann-Scheiben
Räder:
O.Z „Superturismo” in 7,5 x 17”
Reifen:
Syron „Race 1” in 205/45 R17
Karosserie:
neu lackiert in Zinnoberrot, “Marlboro”-Folierung, 318is-Frontlippe, M-Technic-I-Carbon-Spoiler, Carbon-Türgriffe, Carbon-Lufteinlass im Frontblech, Heckjalousie
Interieur:
M3-E36-Sitze, schwarzer Teppich, Pleie-Überrollbügel, M-Technic-II-Lenkrad, neu beledert mit 12-Uhr-Markierung, Carbon-Mittelkonsole, Alpina-Replica-Zusatzinstrument, E46-Innenraum-/Ambiente-Beleuchtung, Blaupunkt-Radio „New York RDM 127”
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