Alles kam anders …
Komplett neu aufgebauter E46 M3
Den Lesern von BMW SCENE LIVE dürfte Andreas Lassenberger aus dem nahe Wien gelegenen St. Andrä-Wördern bezüglich der von ihm gehegten Vorliebe für Fahrzeuge der E46-Baureihe bekannt sein. Mit seinem bereits vorgestellten E46 330ci – den ein E21 323i ergänzt – ist der Österreicher gemäß eigener Aussage eigentlich bestens versorgt. Bis zum November vergangenen Jahres spielte er deshalb auch keineswegs mit dem Gedanken, eine weitere Anschaffung in Sachen BMW zu tätigen. Doch alles kam anders, als sich Andreas‘ Schwiegervater entschied, seinen E46 M3 zu verkaufen.
Der E46 hatte seinerzeit 165.000 Kilometer auf der Uhr – und das gepaart mit den ersten Lagerschalen der ersten Ölpumpe und einigem mehr, was schon bald zur Baustelle werden könnte. Aber allein schon diese absolut schöne und sehr seltenen Lackierung in „Individual Estorilblau Metallic“! Mit dem Gefühl „Klug ist es nicht, dafür aber geil“ kaufte Andreas den BMW und begann sogleich im Februar 2023 damit, den M3 zu dem zu machen, was auf diesen Seiten zu sehen ist.
„Anfangs dachte ich mir, gut, Lagerschalen, Ölpumpe, Hinterachse, ein paar Wochenenden, dann war es das. Doch jeder, der mich genauer kennt, wusste, dass es so nicht kommen würde und die ganze Sache im wahrsten Sinne des Wortes eskalieren sollte“, erzählt Andreas und sagt, dass der wichtigste Punkt für ihn der Motor war. Es schien klar, dass nur mittels einer kompletten Revision des S54 B32 eine Basis geschaffen werden konnte, um den BMW wirklich ordentlich neu aufzubauen. Wegen der vielen guten Referenzen fiel die Entscheidung, das ausgebaute und von sämtliche Anbauteilen befreite Triebwerk per Spedition auf die Reise zu H2 Motors in Overath zu schicken.
Nach der weiteren Zerlegung des BMW holte sich Andreas einen Trockeneisstrahler ins Haus. Der komplette Unterboden inklusive aller Anbauteile wurde dann für eine sorgfältige Bestandsaufnahme mit 10 Bar Druck gereinigt. Im Anschluss baute Andreas die Vorder- und Hinterachse aus. Die Achsträger, Lenker, Antriebswellen, Bremssättel mitsamt der Träger und auch die Motorträger wurden glasperlgestrahlt und anschließend grundiert sowie lackiert. Ein paar punktuellen oberflächlichen Roststellen, die nach dem Trockeneisstrahlen zum Vorschein kamen, konnte mittels Sandstrahlen zu Leibe gerückt werden. Sonst erwies sich der M3 gänzlich als rostfrei, selbst an den besonders anfälligen Stellen.
Von Hinterachsproblemen war der M3 allerdings nicht verschont geblieben. An zwei der vier Aufnahmepunkte zeigte sich jeweils ein minimaler kurzer Riss, ausgehend von einem Schweißpunkt. Abhilfe konnte geschaffen werden, in dem die beiden Risse v-förmig aufgefräst und verschweißt wurden. In den neu lackierten Hinterachsträger baute Andreas dann Powerflex-Black–PU-Lager ein. Der Hohlraum um die Gewindehülsen im Hinterachsblech wurde gemäß BMW-Reparaturvorgabe mit 10 x 175 Millilitern Teroson-EP-1401-2K- Epoxy-Strukturschaum ausgeschäumt. Alle blanken Stellen sind dann nochmals durch Sandstrahlen aufgeraut und mit 2K-Epoxy-Füller grundiert worden. Den restlichen Unterboden raute Andreas mit Schleifvlies an. Darauf folgte eine Komplettlackierung in BMW-„Nevada 001“ – der originalen Unterbodenfarbe des E46. Ergänzend erhielten die Radhäuser die Wagenfarbe, um das Gesamtbild perfekt zu gestalten.
Ziemlich rasch bekam Andreas eine Rückmeldung von H2 Motors. Der Zeitpunkt für die Revision war offensichtlich gerade rechtzeitig gewählt worden. Die Diagnose lautete, dass die Pleuellager ziemlich am Ende waren. Im Zuge der lückenlos alles Notwendige umfassenden Aufbereitung wurde auch die Vanos-Nockenwellensteuerung überholt, eine neue Ölpumpe plus DLC-Regelkolben verbaut sowie der Motorblock neu lackiert. Zwischendurch bekam Andreas immer wieder Fotos und wurde bezüglich der laufenden Arbeiten informiert, wofür er ein „Daumen hoch!“ vergibt. Da der Motor schon bald auf die Rückreise gehen sollte, musste beim Zusammenbau des BMW nun richtig Gas gegeben werden, wenn alles „Just in Time“ ablaufen sollte.
„Nach der Fertigstellung des Unterbodens begann dann die wirklich schöne Arbeit – das Komplettieren der beiden Achsen mit Neuteilen“, resümiert Andreas und versichert, dass keine Komponente alt blieb. Es erfolgte der Tausch jeder einzelnen Schraube. Zudem wurde das Differenzial überholt, lackiert und mit einem neuen Deckel und ebenfalls neuen Schrauben versehen. Als nächstes kam der Einbau des Fahrwerks an die Reihe. Mit der sorgfältig überholten Bremsanlage komplettiert, war der E46 dann wieder so weit fertig, dass er auf den Rädern stehen konnte. Zuvor waren noch sämtliche Hohlräume mit Fett von Mike Sanders ausgiebig konserviert worden.
Nachdem der Motor angekommen war, wurde vorsorglich die gesamte den Öl- und Kühlkreislauf betreffende Peripherie als Neuteile montiert – darunter ein do88-Alu-Ölkühler sowie ein neues Ölfiltergehäuse. Nachdem alles komplett verbaut war, konnte für Anfang Juli die „Hochzeit“ geplant werden. Michi von KFZ Kraft, welcher ebenso bei Duller Motorsport als Rennmechaniker im Einsatz ist, brachte zusammen mit Andreas an einem Wochenende den kompletten Motoreinbau über die Bühne, wonach der BMW uneingeschränkt fahrfertig war. In drei Tagen Urlaub wurde noch der Lack mittels Komplettaufbereitung und Swizöl Concorso in eine mit dem Neuzustand vergleichbare Kondition versetzt.
Wegen der Motorrevision musste während der ersten 2000 Kilometer die Obergrenze von 4000 U/min unbedingt eingehalten werden. Nachfolgend war ein Ölwechsel Pflicht. „Durch die Einfahrphase kam ich in der Saison 2023 mit dem M3 richtig viel herum und fuhr einige Treffen an“, berichtet Andreas. Erwähnenswert ist noch, dass das Lenkrad, der Schaltknauf, Mittelkonsole und Einstiegsleisten sowie einiges mehr komplett erneuert wurden. Eigens für das Fotoshooting mit Frank Schwichtenberg gönnte Andreas dem E46 einen neuen Satz M-Styling-„163 Competition“-Kreuzspeichenräder. Die zuvor montierten „Styling 67“ hat er im Winter als Reservegarnitur komplett bearbeitet, neu lackiert und frontpoliert. Auf den Bilden nicht zu sehen sind die neuen originalen Sitzbezüge, die erst nach dem Shooting gegen die leicht verschlissenen alten Bezüge ausgetauscht wurden.
Für die weiterer Zukunft steht eine Carbon-Airbox sowie der Austausch der Auspuffanlage und Bremsen auf der „To do“-Liste. „Aber kein weiteres Fahrzeug mehr“, wie Andreas versichert. Na, wenn das mal nicht anders kommt …
Text: Michael Stein
Fotos: Frank Schwichtenberg
Feature Facts: 2003er BMW E46 M3
Motor: Sechszylinder-Reihenmotor (S54 B32), 3246 ccm, 343 PS bei 7900 U/min, 365 Nm bei 4900 U/min, Komplettrevision durch H2 Motors, do88-Rennsport-Ölkühler
Kraftübertragung: SMG II mit Drivelogic, revidiertes Hinterachsgetriebe
Fahrwerk: Bilstein-„B16 PSS10“-Gewindefahrwerk
Bremsen: komplett erneuerte Serienbremsanlage
Räder: M-Styling-„163 Competition“-Kreuzspeichenräder in 8 x 19 Zoll ET47 (vorne) und 9,5 x 19 Zoll ET27 (hinten)
Reifen: Michelin „Pilot Sport PS4-S“ in 225/40-19 (vorne) und 255/35-19 (hinten)
Karosserie: Originallack in “Individual Estorilblau Metallic”;
Unterboden, Vorderachse und Hinterachse vollrestauriert; Unterboden in BMW-„Nevada 001“ lackiert, Anbauteile glasperlgestrahlt und neu lackiert
Innenraum: Innenausstattung in M-Textur-Alcantara, Interieurleisten Alu Silber gebürstet; Lenkrad, Schaltknauf, Einstiegsleisten, Mittelkonsole etc. komplett erneuert