Luxury meets Motorsport
Die amerikanische Art, einen M635CSi zu fahren: 1988er BMW M6
„Luxus trifft Motorsport“ – das war der vollmundige Slogan, mit dem BMW 1988 sein neues Oberklasse-Coupé M6 bewarb. Bei uns hieß das Ganze M635CSi, was dem Spaß keinen Abbruch tat. Denn sowohl jenseits als auch diesseits des Großen Teichs bekamen Neuwagenkäufer ein Auto, das einerseits als luxuriöser Reisebegleiter und andererseits als Sportwagen eine sehr gute Figur abgab. Anhand dieses feinen Exemplars, das von der Classic Lounge aus Leipzig bereitgestellt wurde, zeigen wir Euch die feinen Unterschiede zwischen M6 und M635CSi.
Der amerikanische M6 kommt 1983 zeitgleich mit dem europäischen BMW M635CSi auf den Markt. Unter der Haube steckt in beiden Fällen ein Reihensechszylinder, der ursprünglich für den legendären Supersportwagen M1 konzipierte wurde. Während die Europa-Version die Motorversion M88/3 trägt, die ohne Kat auskommt, ist die Abgasreinigung in den USA von Beginn an Standard. So leistet der M6, dessen S38B35-Aggregat zudem eine niedrigere Verdichtung aufweist, 260 PS – 26 weniger als der M635CSi. Ab 1987 wird der abgasgereinigte Motor dann auch in Europa und anderen Märkten angeboten.
Gleichstand herrscht beim Getriebe: Sowohl im M6 als auch im M635CSi kommt ein Fünfgang-Getriebe von Getrag zum Einsatz, was angesichts der Vorliebe der Amerikaner für Automatikgetriebe überraschen mag. Beide Versionen verfügen außerdem über ein Sperrdifferenzial und ABS.
Unterschiede gibt es bei der Optik. So besitzt der M6 etwas voluminösere Front- und Heckstoßfänger und rollt auf dreiteiligen Leichtmetallrädern, welche es in Europa als Sonderausstattung gab. Seine prägnantesten Erkennungsmerkmale finden sich aber wohl an der Frontniere und auf der Kofferraumklappe: Hier prangen ///M6-Logos, wo beim M635CSi ein ///M-Logo ohne Zahl genügen muss.
Auch bei der Innenausstattung gehen die beiden Sechser getrennte Wege. So wurde der M6 ab Werk vollausgestattet ausgeliefert. Sein Innenraum ist komplett mit Leder bezogen und besitzt eine Fond-Klimaanlage. Eine elektrische Sitzverstellung mit Memory-Funktion ist ebenso an Bord wie eine elektrische Außenspiegelverstellung. Dies alles konnte ab 1987 als „Highline“-Ausstattung in Europa gegen Aufpreis bestellt werden. Wer auf die Anzeigeninstrumente blickt, entdeckt etwas Erfreuliches beim M6: Der Tacho besitzt die US-typische Meilenskalierung. Da zusätzlich aber auch eine kleine km/h-Skala vorhanden ist, kann man sich die Umrüstung auf europäische Verhältnisse an dieser Stelle sparen und hat automatisch einen vollausgestatteten BMW M635CSi in der Kat-Version.
Made for the USA: M6
Beide Versionen teilen sich auch die Active Check Control (ACC) und den On-Board-Computer. Die ACC gibt dem Fahrer auf Knopfdruck Informationen über Öl, Kühlwasser und Wischwasser oder den Status der Beleuchtung. Der On-Bord-Computer liefert Daten zu Geschwindigkeit, Verbrauch, Außentemperatur oder Restreichweite. Zusätzlich können über dieses System eine Geschwindigkeitswarnung, eine Stoppuhr und eine Wegfahrsperre eingerichtet werden.
Der hier vorgestellte M6 gehört einem Oldtimer-Enthusiasten aus Brandenburg, der seine Fahrzeuge von der Leipziger Oldtimer-Werkstatt „Classic Lounge“ betreuen lässt. Das Team um Christian „Hans“ Wolf hat sich neben dem Alltagsgeschäft und dem Karosseriebau auf die Betreuung von Oldtimer-Sammlungen spezialisiert. „Im Vordergrund steht dabei, dass der Kunde, wenn er seine Fahrzeuge bewegen möchte, dies auch zuverlässig kann. Wir machen regelmäßige Liebhaberservices, welche auf die verschiedenen Fahrzeuge explizit abgestimmt sind. Als Oldtimer-Werkstatt haben wir unser Hauptaugenmerk auf die BMW-Modelle bis Anfang der 90er gelegt“, erklärt der Classic-Lounge-Chef. Geht es um größere Karosseriearbeiten und Unfallinstandsetzungen, sind die Karosseriebauer der Classic Lounge auch in der Lage, die für die meisten BMW vorhandenen Reparaturbleche zu besorgen oder benötigte Karosserieteile selber anzufertigen sowie beschädigte instandzusetzen.
Auch Komplettrestaurationen sind ein Angebot von Classic Lounge. Beim hier vorgestellten M6 wird diese Kompetenz nicht benötigt werden – der Wagen befindet sich in einem sehr guten, ungeschweißten Originalzustand. Die originalen Auslieferungspapiere sind ebenso noch vorhanden wie diverse Original-Aufkleber an Türen, Motorraum und Armaturenbrett. All das macht diesen M6 zu einem ganz besonderen M-Modell.
Text: Bernd Bartels
Fotos: Frank Schwichtenberg
Feature Facts: 1988er BMW M6 (E24)
Motor:
S38B35-DOHC-24v-Reihensechszylinder, 3.453 ccm, 260 PS bei 6.500 U/min (Werksangabe), 330 Nm bei 4.500 U/min; Bohrung x Hub in mm 39,4 x 84; Verdichtung 9,8:1
Kraftübertragung:
Getrag-Fünfgang-Schaltgetriebe, Hinterradantrieb, Achsübersetzung 3,91:1
Fahrwerk:
Serie
Bremsen:
originale Bremsanlage mit mit innenbelüfteten Bremsscheiben vorn vorn und massiven Bremsscheiben hinten, ABS
Räder:
BBS „RS” in 8 x 16”
Reifen:
Toyo „Proxes”in 225/50 ZR16 vorne und 225/50 ZR16 hinten
Karosserie:
zweitüriges Coupé, Originalzustand, Lackierung in Schwarz (Serie)
Interieur:
Originalzustand, Vollausstattung, Sitze in Leder bezogen, Fond-Klimaanlage, elektrische Sitzverstellung mit Memory-Funktion, elektrische Außenspiegelverstellung, Active Check Control (ACC), On-Board-Computer