Der kleine Schwarze
Die schönsten Geschenke macht Mann sich selbst
Dieselbe Leidenschaft, mit der Damen das „kleine Schwarze“ am eigenen Leib lieben, legt auch Georg an den Tag: Seinen „kleinen Schwarzen“ gibt es ebenfalls zum Anziehen!
Als Georg am einem 20. Februar das Licht der Welt erblickte, lief bei BMW die 02-Reihe vom Band. Die war Sinnbild für ein Maximum blau-weißer Sportlichkeit und verkörperte damals wie heute den Werbeslogan „Freude am Fahren“. Und sie entzückte auch den Herrn Papa des Wirtschaftsingenieurs: „Der fuhr zu dieser Zeit einen BMW 2002 tii. Immer, wenn es von Baden-Baden zum Verwandtenbesuch in Richtung Hunsrück ging, galt es, die 200-km/h-Marke zu erreichen oder besser noch zu toppen. Staus gab es damals keine, und die linke Spur war der Tummelplatz der Sportwagen. Mein Bruder und ich spornten ihn von der Rückbank aus an, während unsere Mutter Schweißausbrüche bekam. Wir Jungs waren begeistert, und diese Faszination hat mich bis zum heutigen Tag nicht mehr losgelassen. Das gipfelte darin, dass ich vor einigen Jahren den Wunsch hatte, dieses Gefühl der Freude am Fahren mit einem BMW 2002 tii erneut zu erleben – nun aber selbst hinterm Lenkrad!“
Mit Hinblick auf seinen Geburtstag am 20.02.2020 – wer könnte es ihm angesichts dieses Datums verdenken – startete Georg deshalb 2018 das Projekt BMW 02. Nach zeitintensiver Suche fand der Oberbayer eine 2002-tii-Karosse mit Matching-Numbers-Motor und L-Ausstattung. Das Ziel war, einen 02er in Schwarz wieder in seiner ganzen Schönheit erstrahlen zu lassen. Individuelle Details waren durchaus gewünscht, und so kamen stets neue Ideen dazu. „Breiter und tiefer wollte ich den Wagen auf jeden Fall haben, also bekam er den Original-Turbolook mit Verbreiterungen und Frontspoiler. Das damals im Zubehör erhältliche Bilstein-Sportfahrwerk mit kurzen KAW-Federn war ein Muss, zusätzlich wurden die Federn vorn um 15 Millimeter nachgedrückt und hinten durch die 28-Millimeter-Federteller ergänzt.“ Für weitere Sportlichkeit sorgten die Wiechers-Alu-Quer- und -Domstreben. Das Fahrwerk wurde durch eine Turbo-Achse mit Vollgummi-Lager auf der Hinterachse und verstärkten Sportlagern auf der Vorderachse komplementiert. Den kompletten technischen Aufbau sowie die Feineinstellung hatte Georg der Firma Pro Car in Albaching anvertraut – und wurde nicht enttäuscht: „Es ist wirklich beeindruckend, wie gut dieser Arbeitsvorgang der Dynamik und Sportlichkeit des 02ers getan hat. Dies sollte man niemals bei einer Restauration vergessen. Nicht zufrieden war ich allerdings mit dem Sound der Edelstahl-Abgasanlage von Sebring mit Fächerkrümmer und zentralem Endrohr. Diese tönte für einen 130-PS-Einspritzer leider viel zu emotionslos und wurde daher mit einem Endtopf der Marke Eigenbau optimiert. Nun passt der Klang!“
Den Karosserie- und Lackaufbau des 1973 nach den Werksferien gebauten Facelift-Modells ließ Georg bei der Firma Factory Classic Cars in Danzig durchführen, wobei das BMW-Emblem im Heckblech dem Urmodell Tribut zollt. Die ehemalige schwarze Innenausstattung samt Armaturenbrett wurden mustergültig neu beledert und der Fahrzeughimmel mit Alcantara bezogen. Das „L“ stand für die extrem seltene Luxus-Ausstattung, welche Türinnenverkleidungen mit Holzfurnier, einen großen Fahrertürgriff sowie eine Mittelarmlehne im Fond umfasste. Das Holzdekor traf jedoch erst den Geschmack des Bergers, als es dem Motto „Deep Black“ gemäß geschwärzt worden war. Weitere moderne Upgrades hielten in Form der Mittelarmlehne für die erste Reihe Einzug; dezenten Glanz brachte die Chromfassung des 220-km/h-Tachos und des Drehzahlmessers.
Obwohl Georgs Jugendliebe – die zwar die nicht zum 20.02.2020, sondern erst ein Jahr später fertig wurde – endlich knitterfrei in der Garage stand, war er geknickt: „Ungeachtet der ganzen Arbeit avancierte der tii nicht zum von mir erwarteten Hingucker. Offenbar fehlte ihm noch das besondere Etwas, das ihn zum Unikat emporheben sollte. Kurzum: Es musste ein Dekor her, um den 02er zu akzentuieren. Doch welches Design kommt an und welches eben nicht? Eine Instagram-Umfrage gab Aufschluss, und das bevorzugte Styling wurde umgesetzt. Ich finde es sehr gelungen.“
Damit gab es neben der Freude am Fahren auch plangemäß die gewünschte Aufmerksamkeit. Doch einen passenden Fahrerdress aufzutreiben, stellte eine weitere große Herausforderung für den Perfektionisten vom Starnberger See dar. Denn ein Outfit, das die Liebe zum 02 angemessen darstellte, fand er auch im World Wide Web nicht. „Also ließ ich meinen BMW 2002 digital visualisieren, um daraus Drucke auf alle gewünschten Produkte für den BMW-Fan in vielen Fahrzeugfarben zu ermöglichen und die T-Shirts, Hoodies, Caps, Tassen, Aufkleber und so weiter dann über die Bimmer-2002-Spreadshops in Deutschland und den USA zu vertreiben.“ Wenn das mal nicht von außergewöhnlicher Leidenschaft zum 2002 zeugt!
Text: Arild Eichbaum
Fotos: Frank Schwichtenberg
Feature Facts: 1974er BMW 2002 tii
Motor:
BMW-M10-R4, 1990 ccm, Kugelfischer-Einspritzung, 123-Ignition-Hochleistungszündspule, 130 PS bei 5800 U/min, 177 Nm bei 4000-4700 U/min, Fächerkrümmer, Sebring-60-mm-Edelstahl-Auspuff, Eigenbau-Endtopf
Kraftübertragung:
E21 Fünfgang lang, Differenzial 4,11:1
Fahrwerk:
tii-Federbeine mit Bilstein-Stoßdämpfern und KAW-Federn (vorne getempert 2 cm), geschlossene Schwingen hinten
Bremsen:
vorne Turbo-Scheibenbremse 88 mm mit Stahlflexbremsleitungen, hinten Trommelbremse
Räder:
vorn BBS „RS 073“ in 8 x 16 ET15 mit 10-mm-Spurplatten, hinten BBS „RS 074“ in 9 x 16 ET0 mit 20-mm-Spurplatten
Reifen:
Falken „ZIEX ZE914“ in 215/40 R16 vorn und 225/40 R16 hinten
Karosserie:
zerlegt, entrostet, Säurebad, KTL-Beschichtung, Bodywork auf BMW 2002 Turbo mit Frontspoiler, Lackierung in RAL 9005 „Deep Black“
Innenraum:
L-Ausführung mit Mittelarmlehne in der Rücksitzbank, großer Fahrertürgriff und Wurzelholzdekor; zeitgenössische Sportsitze und Vierspeichen-Sportlenkrad von Raid, alles neu in Leder bezogen; Armaturenbrett mit tii-Uhr in Leder bezogen, 220-km/h-Tacho und -Drehzahlmesser; Dachhimmel und Hutablage in Alcantara