BMW E9 3.0 CSL

Die Mutter aller Batmobile

Ein Superheld auf Straße und Piste
Der Bereich links über dem Bett in meinem Kinderzimmer war die Posterwand. Dort tummelten sich Popstars, ein paar Motorräder, aber vor allem Autos. Mittendrin: ein schneeweißer Lamborghini Countach. Was fand ich dieses Auto geil! Vor allem mit dem megafetten Heckspoiler! Hätte ich damals ein Poster des BMW 3.0 CSL gehabt, es hätte gleich neben dem Lambo gehangen. Denn auch der BMW besaß einen einschüchternden Heckflügel – und viele andere Dinge, die ihn heute zu einem begehrten Sammlerstück machen.

Es ist keine große Überraschung, dass dieser BMW – dank seines enormen Flügelwerks – den Spitznamen „Batmobil“ bekam. Denn die Ähnlichkeit zu Batman und seinen „Einsatzfahrzeugen“ war durchaus gegeben. Erst recht, wenn der CSL in Schwarz lackiert worden wäre. Sein auffälliges Aerodynamikpaket bestand aus einer markanten Frontschürze, charakteristischen Finnen an der Oberkante der vorderen Kotflügel, einem Dachkantenspoiler und einem rennsportlichen Heckflügel. Fun-Fakt: Dieser Heckflügel wurde nie direkt ab Werk montiert, da er auf deutschen Straßen nicht zulassungsfähig gewesen wäre. Also packten ihn die Münchener kurzerhand in den Kofferraum und überließen es den Besitzern, das ausladende Teil bei Bedarf selbst zu montieren.

1972 kam das bajuwarische Batmobil auf die Welt. Natürlich nicht als Superhelden-Transportmittel, sondern als Homologationsmodell für den Rennsport. Die technische Basis bildeten der 3.0 CS beziehungsweise 3.0 CSi. Neben seinem rundenzeitendrückenden Flügelwerk speckte der CSL im Vergleich zu seinen Brüdern auch kräftig ab – denn das „L“ stand natürlich für „leicht“. Tatsächlich gelang es den Ingenieuren, das Gewicht des 3.0 CSL um fast 200 Kilogramm gegenüber der Ausgangsbasis zu drücken. Die Karosseriestruktur bestand aus dünnerem Stahl, Türen, Motorhaube und Kofferraumdeckel waren aus Aluminium, Seiten- und Heckscheiben aus Plexiglas.

Das ist mal ein Heckflügel! Er war beim CSL nie optisches Gimmick, sondern rennsportliche Notwendigkeit.

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Gerade einmal 1.270 Kilogramm brachte der 3.0 CSL auf die Waage, die sein M30-Reihenschszylinder mehr als nachdrücklich bewegen konnte. Das 2.985 ccm große Aggregat leistete 180 PS bei 6.000 Umdrehungen, bereits bei 3.700 U/min lag sein Drehmomentbestwert von 260 Nm an. Dies gilt für die erste Generation des Wagens, die noch von Zenith-Doppelvergasern befeuert wurde. Die zweite Generation des Batmobils bekam eine Bosch-Einspritzanlage und ein Hubraumplus von 18 ccm, sodass nun 3.003 ccm anlagen. Damit durfte der 3.0 CSL in Rennklassen über drei Liter Hubraum an den Start gehen. Die Leistung kletterte auf 200 PS bei 5.500 Touren, das Drehmoment stieg auf 275 Nm bei 4.300 Umdrehungen. Bei der dritten und letzten Generation wurde der Hubraum dank eines längeren Hubs weiter auf 3.153 ccm vergrößert, was zu einer Leistungssteigerung auf 206 PS bei 5.600 U/min und 290 Nm bei 4.200 U/min führte.

Leistungsstarke Legende: Der M30-Reihensechszylinder lieferte in seiner letzten Ausbaustufe im CSL 206 PS.

Alle Versionen des BMW 3.0 CSL waren mit einem Getrag-Viergang-Schaltgetriebe ausgestattet, ein Sperrdifferenzial an der Hinterachse verteilte die Power gripfördernd an die Hinterräder. Scheibenbremsen rundum hatten die Aufgabe, die Dynamik des CSL zu kanalisieren. Auf den 14 x 7 Zoll großen Alpina-Alus waren ab Werk Michelin-XWX-Reifen montiert.

Wer sich für klassischen BMW- und Tourenwagenrennsport interessiert, weiß, wie fabelhaft sich der CSL auf der Rennstrecke schlug: 1973 und von 1975 bis 1979 gewann er die Tourenwagen-Europameisterschaft. Ebenfalls 1973 holte ein CSL in Le Mans den Klassensieg. 1975 gewann der Wagen mehrere Rennen in der amerikanischen IMSA-GT-Meisterschaft und bis Ende der 1970er Jahre sechs Europameisterschaften sowie zahllose andere Sportwagenwettbewerbe in aller Welt. Hinter dem Steuer saßen Rennlegenden wie Toine Hezemans, Dieter Quester, Hans-Joachim Stuck, Chris Amon und Niki Lauda. Der Österreicher stellte mit einer von Alpina eingesetzten Rennversion des CSL einen Rundenrekord auf der Nordschleife auf – 8 Minuten, 21,3 Sekunden.

In „freier Wildbahn“ erlebt man einen echten 3.0 CSL nur selten: Gerade einmal 167 Stück wurden gebaut.

Der 3.0 CSL war zudem der erste Paukenschlag der BMW Motorsport GmbH, die 1972 gegründet wurde. Ihr damaliger Chef, Jochen Neerpasch, versammelte eine Gruppe von Technikspezialisten und Rennfahrern um sich, die das „M“ zu einem der schnellsten Buchstaben der Welt machten.

Doch der 3.0 CSL konnte nicht nur schnell – sondern auch schön: Er war der Prototyp für die berühmten Art Cars von BMW, die von internationalen Künstlern gestaltet wurden. Am E9 CSL legten Alexander Calder und Frank Stella Hand an. Calder packte das Coupé 1975 in kräftige Farben und anmutig geschwungene Flächen, während Stella den Wagen 1976 mit eine Art Blaupause überzog.

Insgesamt baute BMW nur 167 Stück des 3.0 CSL, was ihm neben seiner optischen und technischen Faszination und seinen enormen Erfolgen als Rennwagen natürlich noch begehrenswerter macht. Das auf diesen Seiten gezeigte Exemplar gehört BMW. Sein Wert? Vermutlich eine Zahl, die selbst Multimillionär Bruce Wayne, alias Batman, ins Grübeln bringen würde.

Text: Bernd Bartels
Fotos: BMW Group Archiv/Hardy Mutscher

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