Gipfelstürmer
One of none – Z4 “Everest Edition”
Auch Lettland hat Zetti-Freunde. Der 53-jährige Rigaer Arno ist vom bayerischen Roadster derart begeistert, dass er eine seinem Hobby gewidmete Spezialedition auflegte.
Nachdem ein Moskwitsch Aleko 1992 zwar Mobilität, aber nicht die gewünschte Freude am Fahren lieferte, stieg Arno einige Jahre später auf BMW um. Der favorisierte E38 740i war finanziell außer Reichweite, also brachte ein junger gebrauchter E39 523i erstmalig Weiß-Blau in die Garage. Auch den Z4 trieb der Unternehmer aus zweiter Hand günstig in den USA auf. „Das ist mein zweiter E85 Z4, ich liebe ihn! Meinen vorigen verkaufte ich im Jahr 2018, um einen E93 M3 anschaffen zu können. Doch schnell fehlte mir der Zetti. Er ist mit seinen kompakten Abmessungen nicht ideal für den Stadtverkehr, sondern auch die ultimative Fahrmaschine. Schon vor dem Kauf des technisch guten, innen aber sehr verlebten Roadsters hatte ich den Plan, eine von meinem Hobby inspirierte ‚Everest Edition‘ zu bauen – ein Auto, das dem Alpinismus gewidmet ist.“
Das naheliegende BMW-„Alpinweiß“ kam überraschenderweise nicht zum Einsatz, vielmehr setzte Arno auf ein eigens angemischtes Orange – die ideale Kontrastfarbe in Schnee und Eis. Den Lack trug das Unternehmen Protuning Design auf, doch zuvor hatte das Team aus der lettischen Hauptstadt noch einiges mehr zu tun. Aus dem umfassenden Katalog der an Erfahrung im Fertigen von Anbauteilen reichen Firma wählte der stolze Z4-Besitzer spezielle GFK-Schürzen vorne und hinten; für Akzente sorgen der Heckspoiler und die Spiegelkappen aus Forged Carbon sowie die Überrollbügel-Cover in Mesh-Carbon aus demselben Hause. Ebenso sind alle Innenraumverkleidungen aus Kohlefaser laminiert, gleichfalls die Rückseiten der Sitzlehnen. Allein die neue Lederausstattung gab Protuning Design in die Hände eines Partnerbetriebes.
„Ich habe mich in die Farbe Orange verliebt. Das Auto wurde aus einer Kombination von Orange, Weiß und Schwarz gebaut – moderne Materialien wie Carbon treffen auf altmodisches Nappaleder. Die Hauptidee war, den Z4 zu etwas Besonderem zu machen, ohne die Ideen der Fahrzeug-Designer zu zerstören. Front- und Heckstoßstangen im M1-Look, edle Felgen, Sonderfarbe und CF-Teile sind meiner Meinung nach genau die richtige Kombination, um den Flitzer zu individualisieren, ohne es zu übertreiben.“ Der Wunsch nach dezenter Eleganz kostete Arno sogar das optionale M-Sportfahrwerk: „Um die Hinterräder zu montieren, mussten wir es rauswerfen und das Standardfahrwerk mit einigen E46-Teilen kombinieren, um sicherzustellen, dass die AC Schnitzer ‚Type IV‘ perfekt in die hinteren Radausschnitte passen. Mit dem M-Fahrwerk ragten die Räder zu weit nach außen, was bedeutete, dass wir zwei Möglichkeiten hatten – entweder breite Kotflügel anzubauen, die den Original-Look zerstören, oder eben das Fahrwerk zu modifizieren.“
Und nicht nur hier wurden Arno und das Protuning-Team gerädert: „Es war wirklich mühsam, die perfekten Alus zu finden – ich brauchte gut sechs Monate. Dann hatte ich Glück und trieb diesen neuen Satz 19-Zöller aus der hintersten Ecke eines Lagers auf. Währenddessen konnten die Jungs dem 3.0si ein „Stage-1-Chiptuning“ verpassen. Die Idee, einen Saugmotor derart zu tunen, scheint zunächst daneben, gibt es doch kaum PS- und Drehmomentgewinn. Ohnehin ist der Sechszylinder mit serienmäßig 265 PS bereits stark genug, aber die Gasannahme ist jetzt viel besser. Dasselbe gilt für die Eisenmann-Abgasanlage – es geht nicht um den Gewinn, sondern um den Sound und das Gefühl.“
Das war nach siebenmonatiger Bauzeit natürlich toll, das Projekt abgeschlossen. Doch dann fiel Arno auf, dass zur absoluten Perfektion noch Schwellerverkleidungen aus Carbon fehlen. Klar, dass Protuning Design auch diesen Wunsch erfüllen wird.
Text: Arild Eichbaum
Fotos: Protuning Design
Feature Facts: 2008er BMW Z4 E85 3.0si
Motor: N52B30 R6, 2996 ccm, Stage-1-Chip, 281 PS, 337 Nm, Eisenmann-Abgasanlage
Kraftübertragung: Fünfstufen-Automatik, Hinterradantrieb
Fahrwerk: Standard mit E46-Komponenten
Räder: AC Schnitzer „Type IV“, vorn 8,5 x 19, hinten 9,5 x 19
Reifen: Gislaved „Ultra Speed 2“, vorn 225/35 R19, hinten 255/30R19
Karosserie: Lackierung in „Custom-Orange“; Front- und Heckschürze, Heckspoiler und Spiegelkappen in Forged Carbon von Protuning Design
Interieur: Innenraum komplett in weißem und schwarzem Leder mit orangenen Ziernähten, Everest-8848-Kopfstützenlogos, Carbon-Sitzlehnen- und Überrollbügelcover, alle Zierleisten in Carbon laminiert