1993er BMW E36 318is Coupé

BreitAir

An diesem 3er blieb nichts unangetastet

Was für ein Auto fährt einer, der seine Brötchen bei BMW als Kfz-Mechatroniker verdient? Klare Sache! Nach einigen wenig spektakulären Anfängerautos war es für Patrick vor fünf Jahren Zeit für einen Wagen aus der Produktion seines Arbeitgebers.

Bevor Spoiler und Endrohre übersehen werden, wurden sie lieber üppig dimensioniert.

Den fand der heute 24-Jährige in Form eines E36 318is mit genau 352.803 Kilometern auf der Uhr. Den nicht unflotten Vierzylinder bewegte er zwei Jahre als Alltagswagen und baute ihn in dieser Zeit das erste Mal komplett um. „Ein Gewindefahrwerk stand ganz oben auf meiner Wunschliste, ein spürbar leistungsstärkerer M50B25 mitsamt dem nötigen Getriebe ebenfalls. Zudem habe ich einen originalen Class-II-Spoiler sowie ein Lightweight-Performance-Schwert montiert. Die Rückbank flog gleich raus, wenig später auch die Vordersitze, nachdem ich preiswert zwei Schalen geschossen hatte.“

An dieser Stelle hätte die Geschichte beendet sein und der 3er sein Leben als leicht optimierter Klassiker verbringen können, doch es kam anders: „Eines Tages hatte ich einen Unfall, bei dem ordentlich was zu Bruch ging. Nun stellte sich mir die Frage: verkaufen oder aufbauen? Ich entschied mich für letzteres. Da Frontstoßstange, Kotflügel und hintere Seitenwände schwer beschädigt waren, hätten dort neue angebracht beziehungsweise eingeschweißt werden müssen – teuer und aufwendig. Also entschloss ich mich, alles Kaputte herauszuschneiden und den Crash zum Anlass zu nehmen, ein Body-Kit im Pandem-Rocketbunny-Style am Fahrzeug anzubringen.“

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Käfig statt Kinder im Fond: Dach und Fußraum wurden für ein bisschen Komfort mit Alubutylmatten gedämmt.

Als alles weggeschnitten und das vorn fünf und hinten acht Zentimeter pro Seite auftragende Trostpflaster der litauischen Marke Diveriks Performance grob montiert war, sah Patrick Verbesserungsmöglichkeiten und ließ die Firma Rigidworks im 3D-Druck zusätzliche Halter für das Body-Kit anfertigen, um dieses mehr zu versteifen. Dann ging es an den Unterboden und den Innenraum, da dort auch einige Teile beschädigt worden waren. Der Lindlarer räumte die Fahrgastzelle komplett leer, um anschließend alles zu erneuern und zu konservieren. Im gesamten Fußraum und im Dachbereich verklebte er Alubutyldämmmatten der Firma Reckhorn, um die größtenteils entkernte Fahrgastzelle möglichst leise zu bekommen. Diese trimmte er durch OMP-Schalensitze mit Schroth-Gurten, minimalistische Türverkleidungen, einen Überrollbügel und einen flotten Schaltknauf recht sportlich. „Durch mein überschaubares Einkommen dauerte der Umbau länger als erwartet, da ich immer wieder erst etwas zurücklegen musste, um neue Teile und Materialien kaufen zu können. Doch jetzt war das Bodykit montiert, der Innenraum vorerst fertig und ich guter Dinge.“

OMP und Schroth beglückten schon viele Jahre vor Entstehung des E36 Sportfahrer und Tuner.

Nun galt es, die Räderfrage zu klären, und dank vier zuhause vorhandener Sätze ließen sich einige Formate direkt ausschließen. Zur Probe bestellte Patrick eine einzelne Keskin „KT1“ in 10 x 18 ET20, die gut an die Vorderachse passte, doch leider für die Hinterachse auch mit 40-mm-Spurplatten noch zu schmal war. „Ich weitete also meine Suche auf Gebrauchtfelgen aus und fand, welch ein Glück, einen Satz Hamann ‚PG1‘ komplett neu aufbereitet in der Schweiz. Ich kontaktierte sofort den Verkäufer und machte mich am 31.12.2020 auf den Weg zur Abholung. Auf der Rückfahrt hielt ich noch am Nürburgring, um weitere Teile für meinen Umbau mitzunehmen. Bis zu diesem Zeitpunkt geschah der komplette Umbau in meiner Garage auf vier Böcken. Nun hatte ich eine Halle angemietet, wo ich eine Hebebühne installieren konnte.“

Die nutzte Patrick sogleich, um bequem ein Luftfahrwerk mit Dämpfern und Bälgen von TA Technix einzubauen. Das bezog er über die Firma Nullbar, die auch die Airlift-3P-Steuerung, Tank und Kompressor von FahrWairk sowie ein CruiseSafeEvo-3-Kit zuschickte. Somit stand alles bereit, was für den legalen Betrieb eines Luftfahrwerks nötig war. „Während des gesamten Umbaus halfen mir viele gute Freunde, etwa mein Nachbar bei diversen Schweiß- und Blecharbeiten. Außerdem unterstützten mich meine Eltern mit Motivation und hin und wieder kleinen Leihgaben. Die TÜV-Abnahme im April 2021 bewältigte ich ohne Mängel bei Knoop Motorsport in Mühlheim an der Mosel, mit denen ich während des gesamten Umbaus stetig in Kontakt stand. Deren Team war immer hilfsbereit und hatte für Probleme stets Lösungsansätze parat.“

Nun kam das Thema Lack an die Reihe, die Farbe stand schon vor Beginn des Umbaus fest. „Mir war klar, dass es weder Schwarz, Weiß noch Silber wird, da ich in diesen Tönen schon einige Autos besaß. Ich wollte etwas mehr Farbe, deshalb entschied ich mich von vornherein für Daytona-Violett. Vorarbeiten und Grundierung erledigte ich in meiner Garage, die originale E36-Nuance brachte das Autohaus Armbrüster auf.“ Anschließend baute Patrick das Fahrzeug wieder zusammen, installierte Tank, Kompressor sowie Steuerung ordentlich im Kofferraum und baute für den Fond eine Abdeckung, um die Durchlade zu schließen und Kabel zu verstecken. Im August 2021 konnte eine erste Runde mit dem fertiggestellten 3er gedreht werden – allerdings nur kurz, da der neue Lack noch weiter aushärten sollte.

Ab April des letzten Jahres ging es richtig auf Tour – und auch endlich auf Treffen. „Da gab es durch die Bank positives Feedback“, strahlt der stolze Besitzer. „Die Leute waren fasziniert, dass ein derart verbreitertes Auto so unproblematisch eine Straßenzulassung bekommen hat!“ Und wir freuen uns, es auf diesen Seiten zu präsentieren.

Text: Arild Eichbaum
Fotos: Frank Schwichtenberg

Pumpe und Tank von FahrWairk residieren im Kofferraum, die Steuerung stammt von Airlift Performance.
Mit dem Carbon-Schaltknauf macht die Bedienung des Fünfgang-Getriebes gleich doppelt so viel Spaß.
Because race car. Statt einer adretten Türverkleidung gibt‘s nur eine leichte Kunststoffplatte.

 

 

 

 

 

 

Feature Facts: 1993er BMW E36 318is Coupé

Motor:
R6 M50B25 TU. 2494 ccm, 192 PS bei 5900 U/min, 250 Nm bei 4200 U/min, zwei Rigidworks-100-mm-Endrohre

Getriebe:
Fünfgang-Schaltgetriebe, Hinterradantrieb

Fahrwerk:
Luftfahrwerk von TA Technix, FahrWairk-Kompressor und -Tank, Airlift-3P-Steuerung, DriftKing-Domstrebe

Räder:
Hamann-Motorsport-„PG1“-Felgen, vorn 10 x 18, hinten 12 x 18; H&R-Spurplatten, vorn 30 mm und hinten 40 mm pro Seite

Reifen:
Hankook „Ventus S1“ in 245/35 R18 vorn und Kumho „Ecsta V700“ in 305/30 R18 hinten

Karosserie:
Daytona-Violett, Diveriks-Performance-„Rocketbunny“-Bodykit, Unterbodenbeleuchtung für Showzwecke

Innenraum:
RBD-Metall-Überrollbügel, OMP-Schalensitze und -Sitzkonsolen, Raceparts-Versatzplatten, Schroth-Vierpunkt-Gurte, geschüsseltes Luisi-Dreispeichen- Lenkrad, Laptec-Türverkleidungen

 

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