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Über 300 PS im Hamann-Einzelstück
Der M3 Sport Evolution wurde Anfang 1990 mit einer Auflage von lediglich 600 Fahrzeugen von BMW auf den Markt gebracht, um eine Basis zu schaffen, die DTM-Rennversion von 2,3 auf 2,5 Liter Hubraum erhöhen zu dürfen.


Dieser am 19. Januar 1990 in Schwarz 668 als frühes Exemplar vom Band gelaufene M3 Sport Evo teilte sich das Schicksal mit vielen seiner Pistenkollegen: erst der Unfall, dann das Aus. Doch die Firma Hamann sah trotz der erheblichen Schäden das Potenzial und baute den Wagen 1994 unter Verwendung einer originalen M3-Rohbaukarosserie sowie verwertbarer Teile des verunfallten Sport Evo neu auf; am 29. März 1995 wurde der Über-3er als Hamann-M3-Einzelstück neu zugelassen. Im Jahr 2009 erwarb als siebter Besitzer ein Polizist den Hamann Evo. Da er ihm ohnehin zu zivil war, ließ er den angezählten Motor bei einer Laufleistung von 72.549 km von einem renommierten Spezialisten revidieren und in diesem Zuge die Leistung auf rund 300 PS steigern. Damit war der Bolide deutlich schneller, als der Polizei gefiel: Nach zweijähriger Freude am Fahren kündigte das Getriebe seine Freundschaft, zudem musste der Beamte sich des Öfteren die Frage gefallen lassen, ob der wilde M3 für einen Ordnungshüter angemessen sei.

Somit ging der Hamann M3 im Jahr 2011 an einen neuen Besitzer, der das Fahrzeug in sieben Sommern gut 13.000 km hauptsächlich auf den Landstraßen im Raum München zügig bewegte. Die Drehzahlfestigkeit der speziellen Schrick-Tassenstößel bewies sich indes auf der Autobahn. Der M3 schaffte hierbei eine Höchstgeschwindigkeit von 270 km/h bei 8.500 U/min. Theoretisch wären auch über 9000 U/min möglich gewesen, aber der Besitzer wollte den Motor nicht überdrehen. „Im Jahr 2018 wechselte der Hamann M3 zum letzten Mal den Besitzer. Ein Leipziger Sammler suchte ein geschlossenes Pendant zu seinem diamantschwarzen E30 M3 Cabrio und bekam mit dem Hamann Evo auch noch ein besonderes Einzelstück mit hervorragender Leistung“, berichtet Thomas Fenchel, Betreuer der Leipziger Sammlung.



„Der Hamann M3 ist mit seiner Leistung von 302 PS ein gesunder, aber auch standfester Kompromiss zwischen einem normalen M3 Sport Evolution mit 238 PS und der letzten Ausbaustufe der M3-DTM-Renner mit 360 PS“, fährt Thomas fort. „Der Hamann Evo fährt bis 6.000 Umdrehungen friedlich vor sich hin, aber wenn die Drehzahlnadel diese Marke überschreitet, entfaltet der Motor mit entsprechender Geräuschentwicklung sein unglaubliches, scheinbar nicht endendes Leistungspotenzial.“ Dazu sollte man sich auf topfebenem außerstädtischem Asphalt befinden, denn aufgrund seiner extremen Fahrwerksabstimmung ist der Hamann Evo nicht unbedingt für den normalen Innenstadtverkehr prädestiniert. Der serienmäßige M3 Sport Evolution liegt bereits rund 10 mm tiefer als die übrigen E30-M3-Versionen, aber den Hamännern genügte dies bei weitem nicht. So brachten die Laupheimer Edelschrauber den BMW um weitere 70 mm näher gen Boden.


„In der Folge fühlt sich der Hamann-M3 auf Rennstrecken und kurvigen Bergstraßen pudelwohl. Auf Grund seines Drehmoments und seiner kurzen Übersetzung kann er auf diesen Strecken seine fahrdynamischen Talente voll entfalten und ermöglicht seinem Lenker die absolute „Freude am Fahren. Um das Handling dieser kompromisslosen Fahrmaschine noch weiter zu optimieren, können der Front- und Heckspoiler in drei Stufen justiert werden. Alternativ zur normalen Einstellung kann ,Monza‘ für mehr Top-Speed oder ,Nürburgring‘ für mehr Abtrieb gewählt werden“, erklärt Thomas. Weit größer als die Qual der Wahl bei der Flügelstellung ist allerdings die Zukunft des Flügelstürmers an sich, über die sich der Sammler momentan unschlüssig ist. Eine Überlegung ist, ihn als Hamann-Einzelstück im Jetzt-Zustand zu belassen, eine andere, dem Wagen seine ursprüngliche Identität zurückzugeben und von der Dekra die ursprüngliche Fahrzeugidentifizierungsnummer einschlagen zu lassen, da die Identität des verunfallten originalen M3 Sport Evo ja vorliegt. Die karosserieseitige Rückrüstung würde sich dabei vom Aufwand sogar in Grenzen halten.
„Um den Output wieder auf 238 PS und 240 Nm herabzusetzen, müssten natürlich ein alternativer M3-Sport-Evolution-Motor und ein originales 3,15er Differenzial eingebaut werden. Wie das Schicksal es will, sind ein originaler, neu revidierter Evo-S14 und das originale Differenzial hierfür im Lager des Sammlers vorhanden. Dem leistungsgesteigerten Matching-Numbers-Motor würde dann die Reservistenrolle zufallen“, wirft Thomas ein und hält auch eine Außer-Haus-Lösung für möglich: „Da der Hamann M3 in sechs Jahren wegen Zeitmangel lediglich 1.400 km bewegt wurde, ist eine Abgabe in gute Hände nicht ausgeschlossen. Dann könnte der neue Besitzer diese schwierige Entscheidung fällen.“
Text: Arild Eichbaum
Fotos: Frank Schwichtenberg

Feature Facts: 1990er BMW E30 M3 Sport Evolution
Motor: R4 S14, 2467 ccm; Block auf 95,5 mm gehont; maßgefertigte Wössner-Kolben; Brennraum, Nockenwellen und Ventile überarbeitet; Schrick-Nockenwellen 284° und 308°; Schrick-Ventile, -Ventilteller, -Federn, und -Tassenstößel; DTM-Schwingungsdämpfer und -Airbox; programmierbares Steuergerät Alpha-N plus, 302 PS bei 8600 U/min, 266 Nm bei 7100 U/min, Hamann-Auspuffendrohr 2 x 80 mm
Kraftübertragung: Fünfgang-Schaltgetriebe, Differenzial 3,64:1 mit Sperre, Hinterradantrieb
Fahrwerk: Hamann-Fahrwerksfedern mit 70 mm Tieferlegung, BMW-540i-E34-Bremsanlage, hinten 20 mm Spurverbreiterung
Räder: dreiteilige BBS-„RS 212“-Leichtmetallfelgen in 8,5 x 17 ET 13 vorn, dreiteilige BBS „RS 197“ in 9,5 x 17 ET 13 hinten
Reifen: Hankook V12 Evo in R17 auf VA und HA
Karosserie: „Traumschwarz Metallic 278“, Auspuff-Hitzeschutzblech, Rest Serie
Interieur: Raid-hp-Öldruckanzeige, sonst Serie






















