1981er BMW E21 323i Baur TC1

Blauer Baur

Reiner mag Blau. So sehr, dass er seinen 323i im sommerlichen Baur-TC1-Dress noch ein bisschen blauer machte.

Der BMW 323i markierte als Topmodell der ersten 3er-Reihe E21 in den 1970er und 1980er Jahren für so manchen jungen Mann den absoluten Traumwagen – agil, schnörkellos und mit 143 PS im Vergleich zu den Kameraden in seiner Klasse ein echter Kraftprotz. Das war der allgemeine Konsens, und so liefen zwischen Januar 1978 und August 1982 137.107 Exemplare des Sechszylinder-Einspritzers vom Band, was rund zehn Prozent aller 1.364.039 produzierten E21 darstellte. Damit erwies sich der flotte Zweitürer als deutlich begehrter als etwa der „Arme-Leute-3er“ 315 oder der kurzlebige 318. Alles richtig gemacht, BMW! Aber nach oben ist immer irgendwo Luft, und wenn die nicht durchs optionale Schiebedach strömen sollte, hatte Baur aus Stuttgart mit dem markanten TC1 eine ansprechende Lösung parat. Das so genannte Topcabriolet, das aus Gründen der Verwindungsfestigkeit nicht ohne den Fensterrahmen der Türen, umgestalteten C-Säulen sowie einem massiven, dominant in die B-Säulen integrierten Überrollbügel auskam, darf ebenfalls als Erfolg gewertet werden – von 1977 bis 1982 wurden 4.595 Baur-Topcabriolets aller Motorisierungen über das BMW-Händlernetz vertrieben.

Die H&R-Federn bringen den Sonnenanbeter maßvoll näher gen Boden.

Doch aller Ruhm ist vergänglich, und mangelnde Wertschätzung ereilte schließlich auch diesen arktisblauen 323i TC1. Er wanderte vor 25 Jahren auf den Schrottplatz und nur deshalb nicht in die Presse, weil ihn dort zufällig Reiner entdeckte und mit etwas Geld weniger und einem BMW mehr das Gelände verließ. „Zum Stehenlassen war der Baur einfach nicht schlecht genug“, lacht Reiner, Inhaber des auf klassische Münchner spezialisierten Betriebes „Ahrend 02 Tuning“ in Rösrath. „Also nahm ich den Wagen aus Blödsinn mit, stellte ihn für später erst einmal beiseite und konnte ihn schon unerwartet bald gebrauchen: Martin, der damalige Freund meiner Tochter, hatte kurz vorher kleines Malheur mit ihrem Auto gehabt und ihr dabei den Spoiler demoliert. Darauf hatte sie ihm die Nutzung des Wagens verboten. Mit der daraus resultierenden Verbannung auf den Beifahrerplatz war der Gute aber sehr unglücklich und fragte mich, ob ich nicht ein Auto für ihn hätte. Zack, saß er im 323i, den er gemäß meines Rates aufbereitet und mit überholter Technik sowie Spraydosen-Beilackierung wieder halbwegs stadtfein gemacht hatte.“

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Als der von da an schwer BMW-begeisterte Martin irgendwann nicht mehr Mr Right war, verblieb der TC1 bei Reiner, der ihm 2007 eine kompromisslose Vollrestauration zukommen ließ. „Mit meinem Kumpel Vito habe ich den 3er zerlegt und alle Verschleißteile erneuert. Da das Blech mittlerweile so übel dastand, haben wir drei gemeinsam das komplette Programm durchgezogen. Statt aus der Dose spendierte ich ein frisches Farbkleid aus der Pistole und gab ein neues Verdeck in Auftrag. Nicht im ursprünglichen Schwarz, sondern aus optischen Gründen in Dunkelblau.“ Wer Reiner kennt, der weiß, dass es dabei nicht bleiben konnte. Seine Vorliebe für Alpina brachte auch diesem BMW etliche Komponenten aus Burkard Bovensiepens Edelschmiede, seien es der Frontspoiler, das Cockpit, die Sitze, das Lenkrad oder der Schaltknauf des Fünfgang-Schongetriebes, seien es die legendären Multispeichenfelgen rundum in 7 x 15, hinter denen vorn nun die großen Alpina-Bremsen für knackige Verzögerung sorgen. Die gesperrte Hinterachse wurde mit großem B6-Igel versehen, wie der wegen seiner markanten Kühlrippen den Ölvorrat des Differenzials vergrößernde Deckel desselben genannt wird. Dazu das H&R-Fahrwerk mit Bilstein-Dämpfern und ausnahmsweise mal keine hauseigene, sondern eine Heigo-Domstrebe – Endspurt!

Seitenhalt und Sitzkomfort: Das eine muss Alpina-typisch das andere nicht ausschließen.

„Nach dreimonatiger Arbeit hatten wir den Wagen pünktlich fertig, dann ging es ab nach Niederbayern zur Einladung des BMW-02-Clubs“, erinnert sich der stolze Besitzer. „Danach habe ich den Baur regelmäßig bewegt, der fuhr sich mit all den Goodies ja auch klasse. Allerdings habe ich die nicht für den M20-Zwodreier eingebaut. Das wäre doch ziemlich übertrieben gewesen, denn an dem habe ich mit Ausnahme eines Fächerkrümmers und einer Alpina-B6-Nachbau-Abgasanlage aus Edelstahl nichts gemacht. Die wird mir in Zukunft noch viel mehr Freude bringen, denn der originale Motor fliegt in absehbarer Zeit raus. Seinen Platz nimmt ein 3,5 Liter großer Alpina M30 B6 ein. Die Umrüstung auf den 254 PS und 325 Nm mobilisierenden Super-Sechs hatte ich schon ewig auf dem Zettel, bin aber arbeitsbedingt einfach nie dazu gekommen. Ich freue mich schon drauf, mit über 100 Extra-PS in die neue Saison zu starten!“

Text: Arild Eichbaum
Fotos: Frank Schwichtenberg

Noch geht im M20-Palast abgesehen von Domstrebe und Fächerkrümmer alles serienmäßig zu.

Feature Facts: 1981er BMW E21 323i Baur TC1

Motor: BMW M20 R6, 2315 ccm, Bosch-K-Jetronic-Saugrohreinspritzung, 143 PS bei 6000 U/min, 190 Nm bei 4500 U/min, Fächerkrümmer, Alpina-B6-Nachbau-Auspuffanlage in Edelstahl

Kraftübertragung: Fünfgang-Schongetriebe, Hinterradantrieb, Hinterachse gesperrt, Alpina-B6-Differenzialölkühler

Fahrwerk: H&R-Fahrwerk mit Bilstein-Dämpfern, Heigo-Domstrebe vorn, Alpina-Bremsen auf Vorderachse

Räder: Alpina Multispeiche in 7 x 15

Reifen: 205/50 R15

Karosserie: Lackierung in „Arktisblau Metallic“, Baur-TC1-Umbau, Alpina-Frontspoiler, Colorglas

Innenraum: Alpina-Cockpit, -Sitze, -Lenkrad und -Schaltknauf; Radio

Zwei außenliegende Endtöpfe sind Privileg des E21-Topmodells 323i.
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