1975er BMW E9 3.0 CS (Gruppe-5)

Doppelt und doch einzigartig

Das gibt’s (fast) nur zwei Mal: BMW 3.0 CS (E9) im Gruppe-5-Stil

Moment mal… was ist mit den Leuten bei der BMW SCENE los? Dieser heiße E9 war doch bereits in einer der letzten Ausgaben zu sehen! Zugegeben, die Ähnlichkeit mit dem in Heft 05/24 vorgestellten Auto von Franz aus dem bayerischen Bad Birnbach ist groß. Und tatsächlich steht auch dieses Auto in Franz‘ Garage. Es ist aber ein anderer E9, mit anderen Details und anderer Geschichte.

Kurzer Rückblick: Franz ist (zu Recht) stolzer Besitzer des E9 im fulminanten Gruppe-5-Stil, den wir Euch kürzlich vorstellten. Doch was ist besser als ein so genialer Wagen? Natürlich ein zweiter! Also war Franz auf der Suche nach einem ähnlichen BMW, es hätte auch ein „normaler“ E9 oder ein 02er sein dürfen. Leider war bei beiden die Auswahl mager oder schlicht nicht passend. Doch dann bekam Franz zufällig eine Ausgabe der Zeitschrift „Classic Trader“ in die Hände. Dort war ein 3,0 CS, Baujahr 1975, inseriert, der im niederländischen Oldenzaal stand. Auch dieser besaß einen Gruppe-5-Umbau inklusive M-Streifen, war also optisch „fast identisch zu dem Auto, das schon bei mir zuhause stand“, sagt Franz.

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Schon am nächsten Tag nahm er Kontakt zum Verkäufer auf. Der erklärte, der Wagen stehe in einem Showroom und schickte Franz 25 Fotos zu. Nach deren Betrachtung verdichtete sich der Eindruck: Das Auto ist top! Was kommt jetzt? Natürlich das Aber: Kein einziges Teil des Umbaus war eingetragen. Franz rief kurzerhand seinen Prüfingenieur an. „Habe ihm erzählt, dass es da ein Auto gibt, das fast genauso umgebaut wurde wie meines – nur ohne Eintragungen. Da ist guter Rat teuer, hat der Ingenieur gemeint.“

Wie so vieles andere in diesem Auto eine echte Spezialität: Sonderlenkrad „Indianapolis DTM“.

Trotzdem vereinbarte Franz einen Besichtigungstermin mit dem niederländischen Händler und machte sich auf den rund 1.000 Kilometer langen Weg von Bad Birnbach nach Oldenzaal. Vor Ort angekommen, konnte Franz den Wagen begutachten, aber nur auf dem Privatparkplatz des Verkäufers bewegen. Eine Fahrt auf der Straße war wegen der nicht eingetragenen Umbauten – und der deshalb fehlenden Straßenzulassung – tabu. Genau darin lag auch das Kernproblem dieses Autos: „Der Händler sagte mir, er hätte den BMW schon hundert Mal verkaufen können, aber ohne jegliche Straßenzulassung wäre das zu dem Preis nur etwas für eine Ausstellung“, erzählt Franz. Doch er hatte bereits einen Plan und kaufte den sportlichen E9. Das war im Juli 2023.

Der Wagen kam auf den Anhänger, und ab ging es in die bayerische Heimat. Unterwegs bekam Franz viele positive Reaktionen: „Mehrere Leute streckten den Daumen hoch, manche machten sogar Videos während der Fahrt.“ Zuhause angekommen, ging der erste Weg zum TÜV-Prüfer. Da der schon Franz‘ anderen E9 begutachtet hatte, hielt er die benötigten Eintragungen grundsätzlich für machbar. Einiges musste aber verändert werden. Das galt für Felgen, Reifen, Fahrwerk, Auspuff und die Sitzverstellung.
So lieferte die Firma Kerscher aus Falkenberg individuell angefertigte Räder in den Dimensionen 10,5 x 17 Zoll sowie 13,5 x 17 Zoll, bezogen mit Reifen in den Formaten 255/40 R17 und 335/35 R 17. Während diese Räder also um zwei Zoll größer sind als bei Franz‘ anderem E9, herrscht beim Fahrwerk Gleichstand: Franz baute einmal mehr KW-Fahrwerkskomponenten ein. Die Auspuffanlage wurde von Meister Rudolf Brunnmeier umgebaut.

Keine Umbauten verlangte der installierte Motor. Das 3,5 Liter große Aggregat stammt ursprünglich aus einem E34 M5 und kam im Zuge des Gruppe-5-Umbaus an Bord, der um das Jahr 2010 erfolgte. Der Wagen sollte seinerzeit bei einem Bergrennen starten, was auch erklärt, warum auf eine Straßenzulassung kein großer Wert gelegt wurde. Franz berichtet weiter: „Der Motor wurde so weit wie möglich nach hinten versetzt, um die Gewichtsverteilung im Auto zu verbessern. Dafür hat man sogar den kompletten Heizungsschacht weggeschnitten. Der Wagen hat also keine Heizung.“

Tankdeckel im Kofferraumdeckel – weil das einfacher ist, als die Spritzufuhr durch die „dicken Backen“ zu führen.

Im ersten Moment ungewöhnlich, auf den zweiten Blick aber logisch ist die Positionierung des Tankeinfüllstutzens: Er wurde durch den Kofferraumdeckel nach außen verlegt, was wesentlich einfacher war, als ihn seitlich durch die Verbreiterung zu führen. Weiterhin ungewöhnlich ist die Hecktypenbezeichnung „3.5 CSL-R“ in der Kategorie „Freestyle“ einzuordnen.

Da es Felgen in diesen Dimensionen nicht von der Stange gibt, ließ Franz sie bei Kerscher anfertigen.

Dann kam der Tag der TÜV-Begutachtung, und Franz‘ Freude war groß: „M5-Motor, Sportgetriebe, Heckflügel, Frontspoiler, Verbreiterungen, KW-Fahrwerk, Recaro-Sitze, Käfig, Auspuffanlage – alles wurde eingetragen! Ich besitze jetzt zwei sehr ähnliche E9 3,0 CS mit Straßenzulassung. Dies zu realisieren, wird in naher Zukunft fast unmöglich sein, da es keine Teile für derartige Umbauten mehr gibt und auch keine TÜV-Prüfer, die das durchziehen.“ Also freuen wir uns mit Franz, gleich zwei dieser Gruppe-5-Boliden auf E9-Basis genießen zu dürfen.

Text: Bernd Bartels
Fotos: Frank Schwichtenberg

Stammt aus einem E34, liefert 315 PS: S38B36-Reihensechszylinder.

Feature Facts: 1975er BMW E9 3.0 CS (Gruppe-5)

Motor:
S38B36-Reihensechszylinder (vom E34 M5), 3.500 ccm, Einzeldrosselklappen, Fächerkrümmer, doppelflutige Auspuffanlage, Leistung ca. 315 PS

Kraftübertragung:
Fünfgang-Sport-Schaltgetriebe, Achsübersetzung 3,64

Fahrwerk:
höhenverstellbares KW-Gewindefahrwerk, Variante 3

Bremse:
vorne innenbelüftete 275er Bremsscheiben, 4-Kolben-Festsattel; hinten innenbelüftete 250er Bremsscheiben, 2-Kolben-Festsattel

Räder:
Kerscher, dreiteilig, Typ KCS, vorne 10,5 x 17 H2 ET22, hinten 13,5 x 17 H2 ET35

Reifen:
Michelin, vorne 255/40 ZR 17, hinten 335/35 ZR 17

Karosserie:
GFK-Gruppe-5-Verbreiterung, hinten mit Luftführungskasten, GFK-Frontspoiler (original wie Rennsport), Dachspoiler aus Kunststoffverbundmaterial, Windsplitter auf den vorderen Kotflügeln, Heckflügel mit drei Halterungen (Sonderanfertigung)

Innenraum:
originale E9-Instrumente, Zusatzschalter in Mittelkonsole für elektrische Benzinpumpe, Zusatzlüfter, Not-Aus, Recaro-Sportsitze mit originaler Schiebeverstellung, Stahl-Überrollkäfig, 335er Sonderlenkrad „Indianapolis DTM“, Lackierung in Alpinweiß mit dreifarbiger M-Streifen-Folierung

Einen Umbau wie diesen zulassungsfähig zu machen, ist eine Kunst!
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